Mir fehlten Finanzvorbilder
Als ich meine Reise zur finanziellen Unabhängigkeit startete, hatte ich keine Ahnung, was ich tun sollte. Ich hatte keine Ahnung von Börsen und Märkten, obwohl ich Finanzen im Bachelor vertieft hatte. Dort habe ich zwar gelernt, wie Devisenmärkte funktionieren, ich ahnte jedoch, dass dies nicht das Wissen ist, was ich zum Start benötigte.
Daher war mir klar mir schnell klar: Ich brauche
Finanzwissen. Und nicht nur irgendwelches Finanzwissen, ich brauchte spezielles Finanzwissen für Akademiker.
Denn die Finanzplanung von Akademikern unterscheidet sich grundlegend von der von Nicht-Akademikern. Ich bin ein klassisches „Arbeiterkind“ und war die Erste in der Familie, die einen Studienabschluss erwarb. Meine Eltern hielten nicht viel vom Sparen, und auch sonst fand ich in der Familie niemanden, der sich für Finanzthemen interessierte.
Ich musste mein Finanzwissen im Alleingang aufbauen. Als fleißige Akademikern wusste ich also, dass ich mir das Wissen selbst aneignen muss. Dies erwies sich aber als sehr schwierig.
Ich habe über 300 Finanzbücher gelesen, jeden Finanzblog durchstöbert, den es nur gibt, und dieses Wissen dann fein säuberlich auf Akademiker abgestimmt. Denn bei der Recherche ist mir eines aufgefallen: Es existieren allgemeine Blogs, Blogs für Frauen, Paare und sogar Finanzblogs für Senioren. Es existiert jedoch nicht ein einziger unabhängiger Finanzblog, der sich auf Akademiker spezialisiert.
Meine Herausforderungen sind speziell. Die da wären:
Wie gehe ich mit meinem Berg von Studienschulden um? Konsumschulden waren im Übrigen auch Teil meines Berufseinstieges
Wie schließe ich eine Rentenlücke, wenn ich erst 6 Monate gearbeitet habe und mein Gehalt sich (hoffentlich) noch nach oben entwickelt?
Alle sagen immer gerade für Studenten sind Steuererklärungen Goldgruben. Wie erstelle ich selbst eine?
Als ich mit meiner Recherche anfing, gab es meinen Finanzblog noch gar nicht. Beim Wälzen von Büchern und beim durchstöbern von allen möglichen Blogs, fiel mir ein ganz bestimmter Blog auf. Dieser Blog hatte viel Finanzcontent parat und stimmte mich positiv. Daher baute ich das Stöbern dieses Blogs und den dazugehörigen Social Media Kanälen in meine Morgenroutine ein.
Als ich zwei Jahre später meinen Blog Akademiker Fibel gründete, wollte ich den Betreiber dieses Blogs für einen Gastartikel gewinnen. Schnell huschte ich in das Impressum und mich traf fast der Schlag. Im Impressum stand keine Person, sondern eine Bank. Mir wurde innerhalb von Sekunden klar, dass ich zwei Jahre lang einem Blog folgte, der nicht von jemand privat hochgezogen wurde, sondern speziell von dieser Bank gegründet wurde: das Ziel?
Natürlich Menschen dazu bewegen, den eigenen Broker für Aktiengeschäfte zu nutzen. Unabhängigkeit sieht anders aus. In den zwei Jahren habe ich vom Betreiber nicht ein Wort darüber gehört, wem dieser Blog eigentlich gehört. Die Wahrheit versteckte sich tief im Dschungel des Impressums.
Wie Investment Pornos das Gehirn vernebeln
Und wenn ich es schon nicht schaffte, diesen (für mich gefühlten) Betrug zu erkennen, wie soll es dann ein Berufseinsteiger nach Studium schaffen? Mich machte dieser Fund sogar ein wenig wütend. Ich schwor mir, nicht mehr blind jedem selbst ernannten Finfluencer zu folgen. Mich erinnert dieses Vorgehen ein bisschen an Finanzpornographie.
Dort ist die Rede von Investment-Tipps, die er sich eine Zeit lang aus Zeitschriften und Nachrichten gezogen hat. Diese Tipps haben sich Jahre später als Katastrophe herausgestellt. Daher ist auch er irgendwann vorsichtig geworden, wen er folgt und warum. Denn niemand hat eine Glaskugel und kann vorhersehen, wie sich die Märkte entwickeln.
Und da ich es beispielsweise stark finde, dass der Finanzwesir vorbildlich Erstquellen angibt, gibt das Karma Points, sodass ich dem Finanzwesir schon seit Jahren mit gutem Gewissen folge.
Laut Gerd Kommer, ist es bei
Finanzpornographie nicht das Ziel, seriöse Fakten zu verbreiten, sondern Auflage und Klickraten zu steigern. Und:
„schrottige Finanzprodukte und Anlagestrategien zu verkaufen“, sagt Kommer, Autor des Buches „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“.
Da Gerd Kommer in seiner Literatur beispielsweise viele wissenschaftliche Herleitungen verwendet, vertraue ich auf ihn. Du siehst, es gibt so manche Kriterien, die ein Influencer erfüllen muss, um meine Aufmerksamkeit zu bekommen.
Ich begriff, dass es keinen Sinn machte, bei Menschen Rat zu holen, die diese bestimmten Kriterien nicht erfüllen. Für mich hat es ganze drei Jahre gedauert, bis meine Finanzplanung stand. Was ich in dieser Zeit erlebt habe, möchte dir, so gut es geht, ersparen. Daher habe ich mich nach der Pleite mit dem Finanzblog hingesetzt und mir notiert, was mir wichtig ist bei Fincfluencern.