Sparbuch
 
Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht
 
Stell dir vor, deine Eltern möchten dir etwas Gutes tun. Sie eröffnen in den 70-er Jahren ein Sparkonto bei der örtlichen Musterbank und packen ganze 10.000 € darauf. Im Jahr 2020 schenken sie dir dieses Sparkonto, damit du im Studium nicht immer auf Nudeln mit Ketchup angewiesen bist.
 
Rate mal, wie viel Euro du im Jahr 2020 auf dem Sparkonto finden würdest? Es wären knapp 30.000 Euro. Wie ich das ausgerechnet habe? Die durchschnittliche Verzinsung von Sparkonten lag in den letzten 50 Jahren bei 2,14 Prozent pro Jahr.
 
Du magst wahrscheinlich denken:
 
Krass, das Guthaben hat sich verdreifacht. Das hat sich gelohnt.
 
Außerdem kannten deine Eltern die klassischen Sparbücher und kannten sich gut damit aus. Und sie stehen damit nicht alleine da. Drei Billionen Euro liegen alleine Ende 2021 auf deutschen Girokonten.
 
Eine Menge davon gehören Akademikern. Gemäß einer im Jahr 2023 durchgeführten Umfrage des Verbands der Privaten Bausparkassen nutzen etwa 33 Prozent der befragten Deutschen ein Sparbuch bzw. Spareinlagen.
 
sparkonto
 
Kein Finanzprodukt ist in Deutschland so beliebt wie das Sparkonto.
 
Sparkonto Statista
41 Prozent der für die Statista Consumer Insights befragten Erwachsenen gaben an, ein Sparbuch zu haben. Ich kann teils die Liebe der älteren Generationen für Sparbücher und Tagesgeldkonten verstehen. Eine Inflation unter zwei Prozent, kombiniert mit Guthabenzinsen bis zu fünf Prozent, ließen Eltern und Großeltern ruhig schlafen. Daher landeten diese Produkte oft in den Besitz der Akademiker. Akademiker stehen vor eigenen Herausforderungen und können nichtdie Produkte der Generationen davor kopieren.
 
Warum du jetzt Millionär wärst, wenn sich deine Eltern bei deiner Geburt mit Aktien ausgekannt hätten
 
Auf dem siebten Platz der Top 10 der beliebtesten Geldanlagen der Deutschen stehen mit etwa 20 Prozent Aktien. Nehmen wir jetzt an, deine Eltern kannten sich zur damaligen Zeit mindestens genauso gut im Aktienmarkt aus und gehörten zu den 20 Prozent der Aktienbesitzer.
 
Sie eröffneten diesmal kein Sparbuch, sondern ein Aktiendepot. Sie investierten die 10.000 Euro Startsumme in einen weltweiten Aktienindex. Und auch hier lassen sie das Geld bis 2020 unangetastet.
 
DividendenAdel MSCI World Renditedreieck 2020 Einmalanlage
 
Der MSCI World Index (auch „The World Index“ genannt) ist einer der wichtigsten Aktienindizes der Welt. Der Index beinhaltet insgesamt 1.600 Aktien aus 23 Ländern (Stand: Ende Dezember 2022) und wird seit dem 31. Dezember 1969 (Startwert: 100 Punkte) berechnet.
 
Mit dabei sind unter anderem weltbekannte Firmen wie Daimler, SAP, Apple, Alphabet (Google) und Amazon: Unternehmen, die man kennen dürfte.
 
Alle 1.600 Aktien einzeln zu kaufen, kann sich kaum jemand leisten. Daher wurden Indexfonds (wie der MSCI World), oder auch ETFs (Exchange Traded funds) ins Leben gerufen. So können auch Privatanleger in viele Aktien gleichzeitig investieren. Hätten deine Eltern 1970 einen Betrag von 10.000 Euro in den MSCI World investiert, wärst du 2020 Millionär geworden!
 
Ja, du hast richtig gelesen. Glückwunsch! Denn der Gesamtwert der Aktien hätte nach 30 Jahren fast eine Million € betragen. Hätten meine Eltern dies getan, wäre ich wahrscheinlich nicht mal studieren gegangen, haha.
 
Die Berechnung zeigt: Wer in Zeiten niedriger Zinsen auf lange Sicht eine höhere Rendite erreichen möchte, kommt an einer Anlage in Aktien nicht vorbei. Und niedrigen Zinsen werden wir in den nächsten 30 Jahren immer wieder begegnen.
 
Trotzdem verspüren viele Akademiker eine Unsicherheit, wenn es um Börse und Co. geht, da diese Angst vor Verlust haben. Doch beachten Akademiker einige Regeln, braucht es keine Angst und Unsicherheit geben. Wie bei einer Ampel – wenn du die Regeln kennst, bist du sicher.
 
Bei Grün darfst du gehen, bei Rot bleibst du stehen.
 
Ok, an der Börse ist es ein wenig komplexer, aber auch hier gilt: Wenn du die wichtigsten Regeln beachtest, brauchst du weder ein tiefes Verständnis von Börse, noch musst du jeden Tag Kurse checken. Daher hat dieser Blog-Beitrag das Ziel, dir 3 goldene Regeln vorzustellen, wenn du in Aktien investieren möchtest.
 

3 goldene Regeln, die beim Investieren beachtet werden sollten

 
Ziel beim Investieren ist eine möglichst hohe Rendite. Die Rendite ist das Schmerzensgeld, was du für das eingehende Risiko zahlst. Denn der Wert von Aktien kann steigen und fallen. Je mehr Rendite du erwirtschaften möchtest, desto höher muss auch dein Risiko sein, welches du eingehen kannst. Jedoch gibt es 3 goldene Regeln zu betrachten, um das Risiko zu minimieren und trotzdem stabile Renditen mitzunehmen, die deine Altersvorsorge retten können.
 

Regel Nr. 1: Je früher du anfängst, desto schneller schließt du deine Rentenlücke

 
Stell dir das Investieren in deine Altersvorsorge wie einen Schwimmmarathon vor. Je länger du schwimmst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du gegen Ende irgendwann müde wirst. Dies kannst du auf deine Altersvorsorge übertragen.
 
Die finanziell stärksten Jahre hast du im Berufseinstieg nach dem Studium bis zur Gründung einer Familie. Deinen finanziellen Hochpunkt hast du mit 40 bis 45 Jahren. Bis dahin verzeichnest du (hoffentlich) die größten Gehaltssteigerungen. Du hast zu Beginn erfahren, wie sehr der Zinseszinseffekt in alleine nur 30 Jahren wirken kann.
 
In den letzten Jahren vor dem Renteneintritt sieht das dann anders aus. Du arbeitest meist nicht mehr voll, hast auch nicht mehr mehrere Tätigkeiten.
 
Ferner priorisiert du andere Sachen:
 
  • Du zahlst dein Haus ab
  • Du finanzierst die Hochzeit deiner Kinder
  • Du buchst luxuriösere Urlaube oder legst ein Sabbatical ein.
  • Du benötigst mehr Geld für Gesundheit und Medikamente
Investitionen werden daher eher weniger als mehr.  Wirklich zu investieren angefangen, habe ich mit Ende 20. Nehmen wir an, ich hätte schon mit Anfang 20 angefangen zu investieren. Wie hätte sich dies auf den Zinseszinseffekt ausgewirkt?
 
Hätte ich mit Anfang 20 angefangen 500 € in den Aktienmarkt mit einer durchschnittlichen Rendite von 7 Prozent zu investieren und mir das komplette Geld mit 67 ausgezahlt, hätte ich durch den Zinseszinseffekt knapp 2 Millionen € angespart.
 
Dadurch, dass ich erst mit Anfang 30 angefangen habe, werde ich bei gleichen Rahmenbedingungen nur 1 Million € erreichen (berechnet bei zinsen-berechnen.de). Ich habe also bereits eine Million € durch den fehlenden Zinseszins verschenkt! Je jünger du also startest, desto weniger musst du gegen Ende strampeln.
 
Ich rate dir daher, gerade in jungen Jahren die Altersvorsorge zu priorisieren. In dieser Lebensphase hast du meistens keine Kinder oder andere Verpflichtungen. Wie dein Studium Rente zerstört hat, habe ich bereits in einem anderen Blog-Beitrag zusammengetragen. Dies gilt es wieder aufzufangen. Wenn du früh anfängst und durchziehst, profitierst du noch stärker vom Zinseszinseffekt.
 

Regel Nr. 2: Buy and Hold – je passiver du bist, desto besser

 
Der Grund, wieso sich 10.000 Euro in 1 Million verwandelt haben, liegt an der langen Laufzeit und dem Zinseszinseffekt. Deine Eltern haben das Geld angelegt und 30 Jahre NICHT angefasst. Experten nennen diese Vorgehensweise auch „buy and hold“, was so viel wie „kaufen und halten“ heißt.
 
Erstmalig veröffentlichte der Wissenschaftler Benjamin Graham die Grundidee „Buy and hold“ 1949 in seinem Buch „The Intelligent Investor“ (unbezahlte Werbung) – bis heute ein Bestseller der Investment-Literatur.  Graham predigte schon damals, wenige Werte zu besitzen und diese mindestens 10 Jahre liegenzulassen.
 
Hierzu bist auch du verpflichtet. Du verpflichtest dich für dein Zukunft-Ich, indem du für deine Altersvorsorge etwas zurücklegst und dieses Geld nicht anfasst. Tu so – als hättest du es im Klo runtergespült! Denn die hohen durchschnittlichen Renditen von 7 bis 9 Prozent pro Jahr kommen nur zustande, weil das investierte Kapital weder abgehoben noch umgeschichtet wurde.
 
Hier kommt also dein größter Trumpf als Akademiker im Berufseinstieg zu Tragen. Denn da du noch mindestens 30 – 45 Jahre Arbeitsleben vor dir hast, kannst du schon früh mit dem Investieren anfangen. Denn wer sein Ziel erst in vielen Jahren erreichen will, kann Verluste aussitzen.
 
„Auf jeden Orkan folgt eine Windstille“
 
So kannst du beim Aufbau von Vermögen höhere Risiken eingehen. Warren Buffettder Investment Guru schlechthin fuhr ein ähnliches Mantra: Du solltest ihm zufolge Aktien halten, und das am besten für immer. Und ich höre auf Buffet. Mit einem Vermögen von 110,8 Milliarden Dollar ist er derzeit auch der fünftreichste Mensch der Welt.
 
„Hin und her macht Taschen leer“
 
So plant auch André Kostolany, eine deutsche Investoren-Legende. In seinem Buch „Die Kunst über Geld nachzudenken“ (unbezahlte Werbung), predigte auch er „Buy and hold“. Im Übrigen sind Graham, Buffett und Kostolany alles Millionäre oder Milliardäre und alle drei haben mit diesen drei goldenen Regeln angefangen.

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Regel Nr. 3 – Diversifikation –  Leg nicht alle Eier in einem Korb

 
Es ist ratsam:
 
  1. Aktien aus verschiedenen Branchen und Regionen der Erde im Depot zu haben.
  2. Auf verschiedene Anlageklassen zurückzugreifen.
 
1. Aktien aus verschiedenen Branchen und Regionen
Wie bei so vielen anderen Dingen im Leben auch, lohnt es sich ebenso beim erfolgreichen Investieren, nicht alles auf ein Pferd zu setzen. Denn wer vielfältig investiert, mininiert damit das Anlagerisiko. Beim Investieren kommt es darauf an, Branchen auszuwählen, die wenig Einfluss aufeinander haben (wenig korrelieren).
 
So vermeidest du, dass wenn eine Branche, in der du investierst, nach unten geht, auch die andere Branche nach unten geht. Sollte es in einer Branche zu einer Krise kommen, bist du so besser geschützt. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass alle Märkte gleichzeitig nach unten laufen.
 
Lass mich diese Regel an einem Beispiel erklären: Solltest du die Wahl haben, in heißen Kaffee oder kalten Eiskaffee zu investieren, investierst du am besten in beides. Denn so bist du für Sonnentage, sowie Regentage gerüstet. Und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass wir beides in Deutschland haben werden?
 
Ein weiteres Beispiel aus der Corona-Krise: Du solltest du nie gleichzeitig in Airlines und Freizeitparks investieren. Corona hat gezeigt, dass wenn der Deutsche nicht reist, auch nicht in Freizeitparks geht.
 
2. Auf verschiedene Anlageklassen zurückgreifen
 
Doch nicht nur das Investieren in verschiedene Branchen, die wenig Einfluss aufeinander haben, ist elementar. Es dürfen auch verschiedene Anlageklassen her, wenn du investierst. Eine Anlageklasse beschreibt in diesem Zusammenhang eine Gruppe von Finanzprodukten, die aufgrund gemeinsamer Merkmale zusammengefasst werden können.
 
Es existieren drei Hauptanlageklassen:
 
  • Aktien, also Anteile an Unternehmen.
  • Verzinste Anlagen wie Renten oder Anleihen.
  • Immobilien, zum Beispiel über Immobilienfonds.
Darüber hinaus gibt es Anlageklassen wie Liquidität, Rohstoffe oder Gegenstände mit Sammlerwert. Die neueste Anlageklasse, welche im Jahr 2022 hinzugekommen ist, ist Kryptowährung. 
 
Merkmale, anhand Anlageklassen zusammengefasst werden, könnten sein:
 
  • Schwankung der Rendite (von stabil zu nicht kalkulierbar oder auch volatil genannt)
  • Laufzeit (kurzfristig zu langfristig)
  • Liquidierbarkeit (wie schnell kann das Produkt in Bargeld umgewandelt werden?)
  • Risiko (von risikolos bis zu Totalverlust)
Je nachdem, welche Merkmale eine Anlageklasse besitzt, unterscheidet sich das Verhältnis von Chancen und Risiken und damit ihre Rendite. Besitzen mehrere Finanzprodukte etwa das Merkmal Schwankung der Rendite„stabil“, so werden sie derselben Anlageklasse zugeordnet.
 
Weiterhin reicht es nicht aus, jeder dieser Klassen etwas zu kaufen, um behaupten zu können, dass das eigene Depot nun besser geschützt sei und zukünftig weniger schwanken wird.
 
Du darfst auch hier Klassen finden, die „negativ korrelieren“.  Zum Start empfiehlt sich immer der Fokus auf maximal zwei Anlageklassen zu legen. Du brauchst also nicht in alle Anlageklassen auf einmal zu investieren und du musst auch nicht alle bespielen.
 
Der Clou hierbei ist: Die für sich richtigen Assetklassen herauszufinden und diese entsprechend zu mischen. Denn: Für jeden Anleger ist ein anderer Mix richtig. Je nachdem wie deine persönlichen Vorstellungen von Risiko und Chancen sind, gewichtest du dein Portfolio. Du teilst langfristig Vermögen auf verschiedene Anlageklassen auf. Der Fachbegriff dafür heißt Asset-Allokation.
 
Auch ich habe im Jahr 2019  zunächst mit Anleihen und Aktien gestartet. Erst 2024 sollen die nächsten Anlageklassen, wie Immobilien und Krypto dazukommen. Alles zu seiner Zeit. Ich habe meinen Anlagehorizont auf 30 Jahre gesetzt und möchte spätestens mit 60 in Rente gehen.
 
Gott sei Dank habe ich früh genug angefangen (und auch direkt in der Corona Pandemie, aber das war nur Glück). Denn die wichtigste Bonusregel habe ich zum Schluss aufgehoben.
 
It‘s time, not timing
 
Diese Regel kombiniert alle vorherigen Regel. Denn der perfekte Einstiegszeitpunkt in den Aktienmarkt war gestern, der zweitbeste ist heute. Warte nicht auf besseres Wetter oder eine Gehaltserhöhung. Mithilfe des Finanzfahrplan kannst du direkt durchstarten und deine persönliche Sparquote, anhand deiner Ein- und Ausgaben berechnen. Sobald du deine realistische Sparquote kennst, weißt du, wie viel du zu Beginn starten kannst zu investieren. Viel Erfolg!

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Hi! Mein Name ist Alexia Tsouri (M. Sc.). Ich unterstütze Akademiker nach Studium ihr Geld selbst in die Hand zu nehmen, um sicher in den Beruf einzusteigen.

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