Erfahrungsbericht: Was Akademiker beim Thema Finanzen beachten sollten

Akademiker Finanzen

1999 habe ich mein Studium erfolgreich abgeschlossen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt alles im Sinn, doch Themen wie Rente oder Altersvorsorge waren sicherlich nicht ganz oben auf meiner Liste.

Ich kam damals mit diesen Themen in Kontakt, als Vertreter einer großen provisionsbasierten Finanzberatung mit drei Buchstaben in den Hochschulen kostenfreie Kurse gaben. Irgendwann hatte ich meinen persönlichen Vertreter an der „Hacke“. Der Vertreter plante quasi meinen kompletten Vorsorgebedarf, obwohl ich zu dem Zeitpunkt noch gar kein Einkommen hatte.

Das für mich persönlich zusammengestellte Paket klang überzeugend. Buzzwords wie Wachstum, Airbag und Sicherheit suggerierten, dass das Thema Vorsorge in guten Händen liegt. Ich musste nur noch unterschreiben und hätte dann das Thema von meiner Todo-Liste streichen können. Doch irgendetwas hielt mich ab.

Ich recherchierte schließlich im Internet (ja das gab es damals schon) wie das System funktioniert. Immerhin waren die Beratungen kostenlos und ich hatte nicht das Gefühl, dass mein Berater nicht auf Einnahmen angewiesen war.

Die Recherche öffnete mir die Augen. Heute muss ich meinem ehemaligen Berater dankbar sein. Er brachte mich dazu, mich selbst um das Thema Finanzen zu kümmern.

Doch das selbst Kümmern ist nicht jedermanns Sache, daher werden viele mit dem Gedanken spielen, das Thema aufzuschieben oder einfach mit einer Unterschrift bei einem beliebigen der 400.000 Provisionsberater das Thema von der Todo-Liste zu streichen.

Dies ist verständlich, da dieses Thema für die meisten nicht sexy ist. Doch ein paar Tipps möchte den jungen Akademikern an dieser Stelle mitgeben, denn eine gute Lösung zu einem überschaubaren Aufwand schließt sich nicht aus.

Ihre wertvollste Ressource ist die Zeit

Das Thema aufzuschieben, drängt sich auf. Die Rente ist noch weit weg und jetzt soll erst mal gelebt werden. Es bleibt noch genug Zeit, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Doch die Zeit ist ihr größter Verbündeter. Grund ist das achte Weltwunder: Der Zinseszins-Effekt.

Wer heute Geld im Gegenwert eines Brötchens anlegt, kann dafür inflationsbereinigt

  • nach 10 Jahren 1,6 Brötchen kaufen
  • nach 20 Jahren 2,6 Brötchen kaufen
  • nach 30 Jahren 4,3 Brötchen kaufen
  • nach 40 Jahren 7,0 Brötchen kaufen

Schiebt man also als 25-Jähriger das Thema um 10 Jahre auf, dann sind das im Ruhestand fast 3 Brötchen weniger. Sie wollen sich nicht selbst um das Thema kümmern: Wer kann helfen? Sie können zu einem der 400.000 Provisionsberater gehen. Dann passiert folgendes mit ihrer Anlage.

Sie können dann

  • nach 10 Jahren 1,4 Brötchen kaufen
  • nach 20 Jahren 2,0 Brötchen kaufen
  • nach 30 Jahren 2,8 Brötchen kaufen
  • nach 40 Jahren 3,9 Brötchen kaufen

Krass, oder? Die Provisionsberatung ist eben nicht kostenlos. Sie zahlen mit einer deutlich schlechteren Rendite. Die fehlenden Brötchen landen bei Ihrem Berater und Ihrem Produktanbieter. So ist das System.

Die einzige echte Alternative zum selbst machen, ist daher ein guter Honorarberater. Dem zahlen sie direkt ein Honorar und im Gegenzug bekommen sie provisionsfreie Produkte, die nicht an ihren Brötchen nagen.

Geldanlage ist nicht schwierig

Es gibt tausende Finanzprodukte und Sie fragen sich:

„Was ist das Richtige für mich?“

Doch Geldanlage ist nicht schwierig. Sie sind Akademiker und haben damit alle Voraussetzungen, Geldanlage auf wissenschaftliche Basis zu verstehen und richtig anzuwenden.

Sie brauchen kein Super-Duper-10xx-Rendite Fonds, sondern eine einfach strukturierte und möglichst kostengünstige Lösung, die einfach die Weltwirtschaft abbildet. Das Pantoffel-Portfolio von der Stiftung Warentest setzt zum Beispiel das wissenschaftliche Investieren einfach um.

Ein geeignetes Vehikel zur Umsetzung sind sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds). Ich habe in meinem Beitrag Meine Empfehlung: Das minimal funktionsfähige Portfolio mit Vanguard ETFs realisieren die absolut einfachste Umsetzung mit einem ETF beschrieben.

Wenn Sie also keine komplette Abneigung für das Thema haben, dann beschäftigen sie sich mit den Grundlagen von Geldanlagen. Nutzen Sie dafür am besten wissenschaftliche oder unabhängige Quellen wie z.B.

  1. Finanztest
  2. Gerd Kommer
  3. Dr. Andreas Beck
  4. Prof. Dr. Hartmut Walz
  5. Finanzblogs und Publikationen wie Zendepot, JustETF, Finanzfluss, Finanzen erklärt

und natürlich mein Blog Finanzielles Wohlbefinden

Ein letzter Tipp 💡

Wenn die ersten Einnahmen fließen, hat sich der folgende Tipp bewährt. Nutzen Sie 10% – 20% ihrer Einnahmen für folgendes:

  • Tilgung ihrer Kredite
  • Sobald alle Kredite getilgt sind, kontinuierliche Einzahlung in ihr Vorsorgedepot

Vorteile sind, dass Sie ihren Lebensstandard von vornherein aus 80% – 90% Ihres Einkommens bestreiten und der Rest durch den Zinseszinseffekt dafür genutzt werden kann, dass Sie ihren Lebensstandard auch im Alter halten können.

Das Prinzip dahinter habe ich in meinem Blogbeitrag „Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen (Lucius Annaeus Seneca) erläutert.

Mein persönliches Fazit

Für viele ist die Auseinandersetzung mit den eigenen Finanzen in etwa so wie die Lektüre einer 100-seitigen AGB.

Wer sich nicht selbst damit auseinandersetzen möchte, sollte es trotzdem nicht aufschieben und sich Hilfe bei Beratern ohne offensichtlichen Interessenkonflikt holen. Bei Provisionsberatern ist der Interessenskonflikt offensichtlich, daher sollte eine solche Dienstleistung immer direkt bezahlt werden.

Wer nicht komplett abgeneigt ist, kann sich alle Informationen auch selbst besorgen. Das Netz ist voll von Informationen. Doch auch hier gibt es verschiedenste Interessen. Daher sollte man nach möglichst unabhängigen Quellen suchen.

Profil Autor

Und was ist eigentlich mein Interesse? Ich bin Finanzblogger und schreibe seit 2020 Blogartikel zum Thema Finanzen.

Ich biete daher Dienstleistungen an, die Menschen in die Lage versetzen, selbständig gute Finanzentscheidungen zu treffen. Die Kunden bezahlen mich direkt dafür und ich arbeite damit direkt im Interesse des Kunden.

finwohl

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3 Kommentare zu „Erfahrungsbericht: Was Akademiker beim Thema Finanzen beachten sollten“

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