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ToggleWas deine Altersvorsorge und Lotto spielen gemeinsam haben
Gib es doch zu! Du hast dich bestimmt schon mal von Glücksspiel verführen lassen. Sei es die Bingo-Abende mit Oma oder die Poker-Nacht im Keller des besten Freundes. Mein Opa hat beispielsweise während seiner Rente mittwochs immer Lotto gespielt. Er tippte seit über 30 Jahren immer die gleichen Zahlen – die Geburtstage seiner Kinder. Nun, bei 5 Kindern hatte er auch immer die Auswahl. Und diese Routine konnte ihm, wie das Rauchen und seinen griechischen Mokka morgens niemand nehmen.
Doch warum genau spielen so viele Menschen, obwohl diese wissen, dass sie mit Wahrscheinlichkeit verlieren? Und was genau hat das Thema jetzt eigentlich mit Finanzen zu tun? Naja, es gibt hier einige Überschneidungen. Ich verdeutliche den Zusammenhang am besten mit einer wissenschaftlichen Studie.
Das Thema Altersvorsorge für Akademiker ist ein Thema für sich. Es ist sehr viel komplexer für einen Akademiker für seine Zukunft vorzusorgen, als für Nicht-Akademiker. Daher ist es umso wichtiger, dass du sich als Akademiker mit dieser Thematik beschäftigst. Doch wieso fällt dies vielen von uns so schwer? Richard Thaler identifizierte in seiner Studie drei zentrale Gründe, wieso u. A. Akademiker sich nicht um ihre Altersvorsorge kümmern.
Gründe, wieso Akademiker nichts für ihre Altersvorsorge tun
Faulheit, obwohl der Mensch möchte, startet er nie seine Altersvorsorge
Da das Alter noch weit weg ist, ist vielen Akademikern noch gar nicht bewusst, wie sehr es sie schmerzen wird, wenn sie mit 67 (oder 68?) nur noch 30 – 40 Prozent ihres letzten Einkommens zur Verfügung haben. Würdest du über die Runden kommen, wenn du ab morgen nur noch 40 Prozent deines letzten Gehaltes zur Verfügung hast? Die durchschnittliche Rente Akademiker adé? Ich könnte wahrscheinlich, grade so meine Fixkosten decken.
Aber trotzdem verlassen sich Akademiker oft auf die Deutsche Rentenversicherung, obwohl diese eine Katastrophe für Akademiker ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass du als Akademiker nur noch 30 – 40 Prozent an durchschnittlicher Rente bekommst, ist bekannt. Trotzdem tut niemand was! Weiterhin bedeutet die Beschäftigung mit der Altersvorsorge auch immer eine Beschäftigung mit Verzicht. In einem weiteren Blog-Beitrag habe ich bereits niedergeschrieben, wie dein Studium Rente zerstört, du hast es schwarz auf weiß. Und trotzdem tust du nichts. Du wartest, auf besseres Wetter, auf einfache Finanzprodukte, auf ein Wunder?
Niemand möchte sein Einkommen schmälern
Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Und auch bei deiner Altersvorsorge hoffst du bestimmt noch bis zuletzt, dass diese deinen hohen Lebensstandard auffangen wird. Akademiker schließen irgendwelche Produkte ab, mit denen diese sich kaum beschäftigen und lassen diese dann jahrelang liegen.
Mit den Wahrscheinlichen beim Lotto zu gewinnen, beschäftigt sich ja auch niemand. Du erhältst jedes Jahr eine Renteninformation, die völlig unrealistische Zahlungen hergibt (z. B. keine Inflationsbereinigung) und glauben trotzdem felsenfest an Ihr Märchen. Nach Studium Rentenversicherung besuchen, um sich beraten zu lassen? Fehlanzeige!
Hauptsache du änderst nichts an deinem Verhalten, denn viele Akademiker lieben die Routine beim Lotto spielen genauso wie die Routine bei der Altersvorsorge. Lieber habe ich einen bekannten Feind, als einen unbekannten Freund.
Dies vermeiden die meisten Akademiker jedoch. Wir möchten einfach kein Geld in die Hand nehmen. Thaler schrieb bereits, dass Menschen ihr Einkommen nicht schmälern möchten. Damit du als Akademiker deine durchschnittliche Rente erhöhst, kommst du um eine private Sparroutine für den Rest deines Lebens nicht herum.
Menschen priorisieren jetzigen Konsum vor Alterskonsum
Ein weiterer Motivator außer die Routine und die Angst vor dem Unbekannten? Beim Lotto spielen deine lieben Eltern und Großeltern immer die gleichen Zahlen (wie mein Opa). Diese sind größtenteils Kombinationen aus den Geburtstagen der Liebsten. Oft werden diese Zahlen jahrelang gespielt.
Stell dir nun vor, deine Eltern lassen eine Mittwoch-Ziehung ausfallen und deren Zahlen werden gespielt? Eine Katastrophe, sage ich dir. Viele Akademiker gehen denselben Weg und denken, es wird nur noch schlimmer, wenn sie den sicheren bekannten Weg verlassen. Wenn du jedoch etwas ändern möchtest (und dies ist bei der Altersvorsorge ein MUSS), musst du altbekannte Wege verlassen.
Durchschnittliche Rente Akademiker – Weitere Denkfehler, wieso Akademiker das Thema Altersvorsorge meiden
Die klassische „Sunk Costs“ Falle
Den altbekannten Weg zu verlassen kann auch heißen, einen Vertrag zu kündigen, in den du jahrelang eingezahlt hast. Warum tun dies viele Akademiker nicht? Ich selbst habe 2010 noch schnell eine Riesterrente abgeschlossen, da man mir geraten hat „Garantiezinsen“ mitzunehmen. Diese würden nämlich ab dem Folgejahr niedriger ausfallen.
Wusste ich, was man mir da erzählte? Natürlich nicht. Hatte ich seitdem eine Riesterrente an der Backe, die absolut nicht mehr in meinem Lebensentwurf gepasst hat? Klaro! Erst im Jahr 2022 hatte ich endlich den Mut, das Ding zu kündigen. Mich hielt als „Finanzexpertin“ ein klassischer Denkfehler davon ab, dieses Ding zu kündigen: Sunk Costs
Auf Deutsch bedeutet dieser Ausdruck so viel wie, versenkte Kosten. Teilweise kommst du auf die Welt und bekommst Verträge von Ihren Eltern vererbt. Diese hielten solche Verträge zu ihrer Zeit für die beste Investition in Ihre Zukunft.
Weiterhin schließt du vielleicht (wie ich) auch manches ab, hast noch Einzahlungen in die Deutschen Rentenversicherungen und eventuell sogar noch die berühmt-berüchtigte betriebliche Altersvorsorge.
Zusammenfassend würde kaum ein Akademiker bei 0 anfangen, wenn er sich mit seiner Altersvorsorge auseinandersetzt. Da sich jedoch die Finanzmärkte über die Jahre immer wieder ändern, ändern sich auch die Anforderungen an deine Altersvorsorge. Da du aber schon Zeit und Kapital in so manche Produkte gesteckt hast, will dies nicht aufgeben werden.
Du kennst dies vielleicht noch von ungesunden Liebesbeziehungen. Du weißt, Schluss machen wäre das Klügste, gibst aber noch 1000 weitere Chancen, da du ja so viel Zeit und Energie in diese Beziehung gesteckt hast. Been there – known that!
Und obwohl manchmal ein Neustart und eine Umstrukturierung in jungen Jahren rentabler für deine Altersvorsorge wäre, unternimmst du doch nichts, da du ja schon zu viel investiert hast. Da wir die Investitionen meist nicht so einfach zurückholen können, liegt hier der klassische „Sunk Cost“ Denkfehler vieler Akademiker vor.
Beim Lotto spielen ist es genau so. Wurden die Lieblingszahlen jahrelang gespielt, will die vergangene Investition nicht umsonst gewesen sein. Daher wird einfach immer weiter gespielt. Die Angst vor Verlust spielt hier auch eine große Rolle. Schließen wir neue Produkte ab, haben wir immer Angst, das eingezahlte Geld zu verlieren.
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Der Herdentrieb macht auch bei Akademikern nicht halt
Der nächste Denkfehler, den ich dir vorstelle, ist der Herdentrieb. Arbeitest du in Deutschland, bewegst du dich in einem sehr sicherheitsorientierten Raum. Hier gilt der Herdentrieb. Spielen Eltern Lotto, spielt man selber, trinken Eltern ein Glas Wein zu Abend, trinkt man selbst. Rauchen Freunde, raucht man mit.
Der Herdentrieb ist das, was Lottospielen und die Altersvorsorge für Akademiker am meisten vereint. Denn als unsere Eltern in die Altersvorsorge investiert haben, konnten diese sehr sicherheitsorientiert mit Sparbüchern, Bausparverträgen und betrieblicher Altersvorsorge punkten.
Zur jetzigen Zeit (2023) sind die meisten dieser Produkte allein nicht ausreichend für einen Akademiker-Lebenslauf. Trotzdem folgen auch Akademiker der Herde und schließen die gleichen Produkte, wie die Eltern ab.
Unsere Eltern brauchten vorwiegend nie was für die Altersvorsorge tun, da diese gut verzinste Sparbücher hatten. Durch die fehlenden Vorbilder tun wir vornehmlich auch nie was für die Altersvorsorge, obwohl unsere Sparbücher in der heutigen Zeit ein Rendite-Fresser für unsere Anlagen sind.
Alles unter Kontrolle? Von wegen!
Kommen wir zurück zum Lotto. Wenn ich dir die Wahl lasse, einen Lottoschein selbst auszufüllen und einreichen, oder dir bereits einen ausgefüllten Lottoschein in die Hand gebe, welche Variante würdest du bevorzugen? Die meisten würden sich entscheiden, den Lottoschein selbst auszufüllen. Denn hier hat jeder selbst die Kontrolle über den Gewinn, oder? Fehlanzeige!
Das Phänomen der Kontrollillusion stellte schon die Harvard-Psychologin Ellen Langer 1975 in ihrer Studie „The Illusion of control“ fest. In einer Reihe von Experimenten zeigte sich unter anderem, dass die Probanden überzeugt waren, dass sie mit einem selbst ausgefüllten Lottoschein bessere Aussichten auf einen Gewinn haben, als wenn dieser ihnen zufällig zugeteilt wurde – obwohl die Wahrscheinlichkeit in beiden Fällen gleich hoch ist.
Solange Akademiker also auch nur das Gefühl haben, Kontrolle über ihre Altersvorsorge zu besitzen, wandern sie weiter durch die Welt, ohne zu merken, dass nichts unter Kontrolle ist.
Wie gehst du sonst so mit Geld um?
Die Wahrscheinlichkeit beim 6:49 zu gewinnen, beträgt rund 1:14 Millionen. Denn auch wenn es statistisch gesehen wahrscheinlicher ist vom Blitz getroffen zu werden, als beim Lotto den Jackpot zu knacken, spielen alle fleißig weiter. Durchschnittliche Rente Akademiker? Genau so ein Glücksspiel. Auch wenn die Statistik Akademikern sagt, dass ihre Rente höchsten 40 Prozent ihres letzten Monatseinkommens ausmacht, tun diese nichts. Da wir meist kein passendes Finanzmindset, zu den aktuellen Gegebenheiten mit bekommen (von wem auch?), bleiben wir starr und warten ab.
Im Studium wurde nur kurzfristig gedacht. Der kurzfristige Konsum wurde vor der langfristigen Altersvorsorge gestellt. Beim Lotto spielen ist es daher genauso wichtig, wie bei deiner Altersvorsorge. Passt dein Finanzmindset nicht, kannst du so viele Produkte wie möglich haben. Du bleibst trotzdem arm im Alter.
Willst du also immer noch Lotto mit deiner Altersvorsorge spielen? Nein? Wunderbar! Denn auch wenn du dich entscheidest endlich was für deine Rente zu tun, kommt der nächste Endgegner auf dich zu: Welche Rentenprodukte wähle ich denn jetzt? Lies im weiterführenden Beitrag, wieso es so schwer ist nach Studienzeit Rente aufzupäppeln. Dort nehmen wir die gängige Rentenprodukte genauer unter die Lupe. Viel Erfolg!
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5 Kommentare zu „Durchschnittliche Rente Akadamiker – So lustig wie Lotto spielen“
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