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ToggleMit wie viel Rente kann ein Akademiker im Berufseinstieg rechnen?
Du willst wissen, wie viel Rentenpunkte Studium auswirft? Wie viel gesetzliche Rente bekommst du bei Renteneintritt? Und weißt du, wie viel Rentenpunkte dein Studium so bringt? Diese Frage stellen sich angestellte Akademiker nicht erst kurz vor dem Ruhestand. Auch Berufsanfänger wollen schon wissen, womit sie später rechnen können.
Die Antwort auf diese Frage ist relevant, um die private Altersvorsorge darauf auszurichten. Die Renteninformation der Deutschen Rentenversicherung bietet dafür eine wichtige Orientierung.
Seit 2002 versendet die Deutsche Rentenversicherung regelmäßig eine Renteninformation.
Empfänger sind:
- Versicherte, ab dem 27. Lebensjahr
- mit mindestens fünf Jahren Beitragszeit.
Bedeutet, dass du erst mit diesem Blatt Papier rechnen kannst, wenn du über 27 bist und bereits 5 Jahre in die Deutsche Rentenversicherung einbezahlt hast.
Der Versand erfolgt zu jedem Jahresbeginn. Die Renteninformation ist nicht mit dem Rentenbescheid zu verwechseln. Den gibt es erst am Ende des Berufslebens mit der Mitteilung der tatsächlichen Rentenhöhe. Als Grundlage für diesen Blog-Beitrag gebe ich dir meine Renteninformation aus dem Jahr 2022.
Renteninformation – eine Rechnung mit vielen Unbekannten
Die Renteninformation enthält Angaben zur gesetzlichen Rente und den angesammelten Rentenansprüchen. Die künftigen Rentenangaben haben trotzdem nur Prognosecharakter, da einige Einflussgrößen hochgerechnet werden müssen.
Das betrifft
- Noch nicht bekannte künftige Rentenanpassungen
- Rentenrechtliche Regelungen
- die weitere persönliche Einkommensentwicklung
- die Höhe der Sozialversicherungsleistungen und die Erwerbstätigkeit
Eine Rechnung mit mehreren Unbekannten. Im Wesentlichen wird bei der Renteninformation der Status quo zugrunde gelegt und in die Zukunft projiziert. Die Informationen sind vor diesem Hintergrund zu sehen und zu werten.
Bitte lesen: Versicherungsverlauf
Zusammen mit der ersten Renteninformation erfolgt automatisch eine Information über den Versicherungsverlauf mit der Übersicht über alle Renten-relevanten Zeiten – zum Beispiel die Anrechnungszeiten im Zusammenhang mit Schule und Studium. Renteninformation – die wichtigsten Angaben im Überblick.
Im Folgenden gehen wir Schritt für Schritt die in der Renteninformation enthaltenen Angaben durch: Hierfür teile ich meine Renteninformation für das Jahr 2021. Auf diese Renteninformation gehen wir im folgenden Blog-Beitrag näher ein.
Start der Regelaltersrente
Die erste wichtige Information steht direkt am Beginn: der Start der Regelaltersrente mit genauem Datum. Die Angabe erfolgt auf Basis der Regelaltersgrenze in der Rentenversicherung. Sie liegt derzeit bei ab 1964 Geborenen bei 67 Jahren. Offiziell gehe ich also mit 67 Jahren in Rente (ich versuche alles, um das zu vermeiden). Es ist sogar in der Vermutung, dass das Alter auf 68 angehoben werden soll. Überleg dir gut, ob du bis dahin arbeiten möchtest.
Abschließend findest du in der Renteninformation eine Hochrechnung über den Betrag deiner voraussichtlichenAltersrente. Diese Berechnungen sind das Spannendste an diesem kleinen Stück Papier, welches deine Zukunft innehat. Anhand dieser Werte sollst du besser abschätzen können, ob und inwieweit du privat für deine Altersvorsorge vorsorgen musst.
Was die Deutsche Rentenversicherung dir verschweigt
Das ob, kannst du streichen, solltest du Akademiker im Berufseinstieg sein. Denn der Grund, wieso der Blog Akademiker Fibel existiert, ist der, dass die Deutsche Rentenversicherung eine Katastrophe für Akademiker ist. Dein Studium hat Rente zerstört, und nicht wenig.
Die Tatsache, dass dein Studium Rente zerstört, zeigt das kleine Stück Papier kaum. Was die Deutsche Rentenversicherung nur bedingt anspricht:
„Die tatsächliche spätere Rente kann durch Änderungen in den persönlichen Verhältnissen und rentenrechtliche Änderungen von den Angaben abweichen.“
Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge, sowie ggf. Steuern sind bei der Rentenangabe nicht berücksichtigt – es handelt sich um die ‚Bruttorente‘. Denn dies bedeutet, dass du von deiner Bruttorente bis zu 30 Prozent abziehen darfst, um realistische Zahlen zu erhalten.
Um dir dieses traurige Szenario zu verdeutlichen, arbeite ich mit meinem Beispiel.
Meine Renteninformation zeigt eine Bruttorente von 1.254,72 €. Einen kleinen Hinweis auf weitere Abzüge enthält der erste Absatz der Renteninformation. Ich habe diesen Hinweis auf der abfotografierten Renteninformation gelb markiert. Wörtlich heißt es dort:
„Bitte beachten Sie, dass von der Rente auch Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge sowie gegebenenfalls Steuern zu zahlen sind.“
Das Wort „gegebenenfalls“ kannst du auch streichen, falls du nach 1973 geboren bist. Dann darfst du deine Rente zu 100 Prozent versteuern. Das gilt im Übrigen für jede deiner Renten, also auch für deine betriebliche oder für deine Riesterrente.
Doch ich bin noch nicht fertig! Weiterhin zahlst du Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge. Insgesamt können so Abzüge von bis zu 30 Prozent zusammenkommen. #Klartext: Von meinen hart verdienten 1.254,72 € brutto bleiben mir ca. 878,30 € netto übrig. Meine berechnete Rente ist also bei weitem nicht so üppig, wie es mir die Deutsche Rentenversicherung verkaufen möchte.
Die von mir durchgeführte Berechnung suchst du vergebens in der Renteninformation. Solltest du in meiner Renteninformation zum Abschnitt Rentenanpassung kommen, siehst du, dass sich aber eine andere Rechnung findet. Es findet sich die Rechnung, falls die Renten erhöht werden. Im Hochrechnen ist die Deutsche Rentenversicherung super, im Abziehen eher mäßig. Ein Schelm, wer böses dabei denkt.
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Der ominöse Kasten deiner Renteninformation
In einem Kasten auf der rechten Seite sind drei wichtige Rentenbeträge angegeben:
- Die Rente bei voller Erwerbsminderung
- Der aktuelle Rentenanspruch
- Der hochgerechnete Rentenanspruch.
Rente wegen voller Erwerbsminderung
Ein Anspruch auf Rente wegen voller Erwerbsminderung besteht, wenn du wegen Krankheit oder Behinderung nur noch weniger als drei Stunden täglich arbeiten könntest. Die Renteninformation gibt den aktuellen Anspruch an, wenn jetzt Erwerbsunfähigkeit eintreten würde.
Die gezeigte Rente ist stets deutlich niedriger als meine Rente im Alter und mein aktuelles Gehalt – gerade für Akademiker ein Anlass, zusätzlich im Falle von Berufsunfähigkeit vorzusorgen.
Spätestens wenn du das Studium beendet hast, sollte dein erstes Doing eine passende Berufsunfähigkeitsversicherung sein. Denn die Deutsche Rentenversicherung entscheidet, ob es dir zumutbar ist, zu arbeiten. Immerhin ist diese fleißig und hat alleine im Jahr 2019 über 45 Prozent der Anträge auf Erwerbsminderung abgelehnt. Dies bedeutet, deine Wahrscheinlichkeit liegt bei 50 Prozent, im Falle einer Berufsunfähigkeit, weiterarbeiten zu dürfen.
Derzeit erworbene Rentenansprüche
Diese Angabe zeigt die Rente, die sich aufgrund der bisher geleisteten Beiträge ergeben würden, wenn du keine weiteren Beitragszahlungen leistest – zum Beispiel, weil du aufhörst, zu arbeiten oder weil du dich selbständig machst.
Hochgerechneter Rentenanspruch
Die dritte Angabe entspricht der Rentenhöhe, wenn ich die gleichen Beiträge wie in den letzten 5 Jahren bis zum Erreichen der Regelaltersgrenze zahle und sich auch sonst an den Rahmenbedingungen für die Rente nichts ändert.
Zwei Szenarien für die Rentenanpassung
In den ‚Kasten‘-Angaben sind mögliche künftige Rentenanpassungen nicht berücksichtigt. Um hier eine Abschätzung zu ermöglichen, rechnet die Renteninformation zwei Szenarien durch:
- Eine durchschnittliche jährliche Anpassung von 1 Prozent
- Eine durchschnittliche jährliche Anpassung von 2 Prozent.
Die daraus resultierenden Rentenansprüche sind deutlich höher als zuvor, falls die Rente in Zukunft um eins oder zwei Prozentpunkte steigt. Die durchschnittlichen Rentenerhöhungen der letzten 60 Jahren sind aber tief unter 2 Prozent.
Tatsächlich lagen die jährlichen Rentenanpassungen im Zeitraum 2000 bis 2021
- in Westdeutschland von 0,0 Prozent bis 1,2 Prozent
- in Ostdeutschland von 0,0 Prozent bis 1,6 Prozent.
Hier rechnet also die Deutsche Rentenversicherung zu optimistisch.
Mein größter Kritikpunkt für dieses Stück Papier? Der letzte Abschnitt „Zusätzlicher Vorsorgebedarf“.
„Da die Renten im Vergleich zu den Löhnen künftig geringer steigen werden und sich somit die spätere Lücke zwischen Rente und Erwerbseinkommen vergrößert, wird eine zusätzliche Absicherung für das Alter wichtiger („Versorgungslücke“). Bei der ergänzenden Altersvorsorge sollten Sie – wie bei Ihrer zu erwarteten Rente – den Kaufkraftverlust beachten.“
Wow! Einen einzigen Satz wird dem Kaufkraftverlust gewidmet. In Fachkreisen wird der Kaufkraftverlust auch Inflation genannt. Während ich finde, dass die Inflation einer der größten (unbekannten) Gegner von Akademikern im Berufseinstieg ist, bekommt die jährliche Renteninformation einen Satz für dieses Phänomen geschenkt.
Entgelt- bzw. Rentenpunkte
Die Entgelt- bzw. Rentenpunkte sind eine maßgebliche Größe für deine Rentenberechnung. Jeder verdiente Rentenpunkt entspricht einem gewissen Eurowert. Am Ende deines Berufslebens werden deine Rentenpunkte zusammengezählt und in einen Eurowert umgewandelt, welcher dann deiner Bruttorente entspricht. Das gilt auch für evtl. erreichte Rentenpunkte aus dem Studium. Auf der Rückseite der Renteninformation wird erläutert, wie die Entgeltpunkte berechnet werden.
Rentenpunkte Studium – Studienberücksichtigung bei der Rente
Beim Thema ‚Rentenpunkte Studium‘ gilt Folgendes:
- für Schul- und Studienzeiten werden ab dem 17. Lebensjahr bis zu acht Jahre als (unbewertete) Anrechnungszeit anerkannt, auch wenn während dieser Zeiten keine Beiträge gezahlt worden sind.
- Diese Anrechnungszeit wird bei der sogenannten großen Wartezeit für die Rente von 35 Jahren bzw. 45 Jahren berücksichtigt. Ein erfolgreicher Abschluss ist für die Anrechnung nicht zwingend vorgeschrieben.
Eine weitere wichtige Frage: gibt es für Hochschulbesuch auch Rentenpunkte? Studium-Zeiten bewirken nur dann Rentenpunkte, wenn in dieser Zeit auch Rentenbeiträge gezahlt werden. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn du zur Finanzierung deines Studiums ein Job hattest und nicht von der Option Gebrauch machst, keine Rentenbeiträge zu zahlen.
Bis zum 45. Lebensjahr besteht außerdem die Möglichkeit, freiwillig für länger als acht Jahre dauernde Schul- und Studienzeiten Beitragsnachzahlungen zu beantragen und zu leisten. Auch das kann sich positiv beim Thema ‚Rentenpunkte Studium‘ auf spätere Rentenzahlungen auszahlen. Allerdings sollte gegengerechnet wären, ob eine private Altersvorsorge nicht rendite-stärker wirkt.
Stand des Rentenkontos – inkl. Rentenpunkte Studium
In einem weiteren Kasten wird der aktuelle Stand des persönlichen Rentenkontos angegeben. Es werden die eigenen bisher geleisteten Beiträge genannt, die des Arbeitgebers und ggf. solche von öffentlichen Kassen. Die sich daraus ergebenden angesammelten Entgeltpunkte – inkl. möglicher Rentenpunkte Studium – sind ebenfalls aufgeführt.
Unverzichtbar – Rentenlücke schließen durch private Vorsorge!
Ob mit oder ohne Rentenpunkte Studium – für viele Akademiker im Beruf sollte die erste Renteninformation ein ‚Aha-Erlebnis‘ sein. Nicht nur, dass in Sachen Rentenpunkte Studium-Zeiten kaum Spuren hinterlassen.
Auch die zu erwartende gesetzliche Rente bleibt in der Regel weit hinter dem aktuellen Verdienst zurück. Umso wichtiger ist es, dass du deine Rentenlücke schließt: mit systematischem Vermögensaufbau für die Altersvorsorge.
Der beste Tag, um damit zu starten, war gestern, der zweitbeste heute. Daher ist es wichtig, dass du sofort handelst! Komm ins Coaching, denn nur hier lernst du deine Altersvorsorge unabhängig aufzubauen.
4 Kommentare zu „Wieviel Rentenpunkte Studium abwirft“
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Frau Tsouri,
sie schreiben einen langen Text und haben aber nichts verstanden.
Ihre Rente beträgt 228,19 Euro abzüglich KV+PV. Steuern müssen sie damit nicht bezahlen. Also weiter arbeiten. Helmut Kohl bekam für sein Studium noch Rentenpunkte. Wir leider nicht mehr.
Hey 🙂
Danke für Ihre offenen Worte, dies ist allerdings einer der 1. Renteninformationen, die ich erhalten habe, mindestens 35 sollten noch folgen und dann werde ich ganz bestimmt Steuern zahlen 😉
Frau Tsouri,
wie bei normalen Arbeitnehmer unterliegt die Rente der Steuer. Die 100 % sind eine Rechnungsgröße , weil davor die Rentenbeiträge nicht zu 100% von dem vorher gezahlten Bruttoarbeitslohn abgezogen werden konnten.
Wenn Sie mal eine Steuererklärung gemacht haben und dann den Bescheid erhalten haben, sehen sie das Rentenzahlungen von Ihrem Bruttoeinkommen abzogen werden, um die Steuer während Ihres Arbeitslebens, zu reduzieren.
Wenn Sie 1.254,72 € Brutto Rente erhalten. Müssen sie nach aktuellem Stand für diese Rente , wenn die heute ausgezahlt wird. ( Den Rentenfreibetrag , nehme ich jetzt bewusst raus. )
Dazu kommt noch der Grundfreibetrag. Der liegt bei 11604 Euro .
Sie haben eine Jahresrente von 15056,64 Euro . Davon ziehen wir die Krankenkassenbeiträge und Pflegeversicherung ab. Ca. 11 % = 13400 Euro
Dann ziehen sie davon noch den Grundfreibetrag ab , das macht dann 1796,4 Euro .
Darauf müssen Sie dann steuern zahlen. Der Betrag kann natürlich noch gedrückt werden, wenn man regelmäßig spendet etc. Das müsste man aber dann mit einem Steuerberater abklären.
So im Prinzip zahlt man bei einer Bruttorente von 15056,64 dann im Jahr 565 Euro an steuern.
Das sind ca. 3,75% an Steuern die man zahlt. Oder auf dem Monat gerechnet 47 Euro.
Ich habe das jetzt mit einem Rechner gemacht ( nach Steuertabelle müsste der Betrag aber noch geringer ausfallen, da die Rechner nicht so genau rechnen. )
Also weit entfernt von 30% Heißt Wenn man eine Bruttorente von 1.254,72 € hat – hat man eine Nettorento von 1069 Euro und nicht wie hier im Beispiel berechnet von 878,30 € .
Der Grundfreibetrag wird jedes Jahr angepasst. Somit, steigt die Rente steigt, auch der Grundfreibetrag, was am Ende die Steuerzahlung zumindest prozentual nicht über die 4% heben wird.
Krankenversicherung variiert dann nach Zusatzbeitrag. Sollte der irgendwann wieder sinken, hat man dann auch mehr netto Rente. Außer dieser steigt dann eben weniger.
Einmal in der Grundtabelle nachgeguckt bei einem ZvE von 13400 Euro ( Grundfreibetrag wird in der Tabell dargestellt um muss nicht vorher abgezogen werden ) – muss man 288 Euro Steuern zahlen.
Also praktisch nochmal die hälfte was ich oben aus dem Rechner bekommen habe. Also darum keine Panik. Um viele Steuern zu zahlen zu müssen in der Rente muss man eine wirklich hohe Rente haben.