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ToggleDie Sozialisation lässt akademische Frauen unter ihr Potential leben
Meine Oma hat mir immer gesagt:
„Alexia geh Medizin studieren, entweder du wirst Arzt oder du findest einen Arzt.“
So sehr ich sie für solche pragmatischen Ideen geliebt habe, ich musste doch immer schmunzeln. War es mir doch immer wichtig, unabhängig von Männern zu sein, genauso erfolgreich zu sein und Chancengleichheit zu genießen. Mit den Jahren musste ich doch immer mehr feststellen, dass wir Frauen keine Chancengleichheit genießen.
Vor allem Akademiker Frauen sind teilweise um vieles klüger, weiter und entwickelter. Trotzdem werden wir immer noch oft benachteiligt. Finanziell gesehen sind Frauen sowieso schon die Verlierer der Nation. Möchten wir jedoch noch eine Schippe darauf legen, schauen wir uns mal die akademischen Frauen an, diese spüren das Desinteresse des Staates, der Unternehmen und der ganzen Welt nur noch mehr als die nichtakademische Frauen.
Akademische Frauen sind abhängig, was Finanzen nach dem Studium betrifft
Um Ihnen diese Problematik näher zu bringen, möchte ich Ihnen Anna vorstellen. Anna hat ihren Mann Uwe während des Medizinstudiums in Hannover kennengelernt. Er möchte der weltbeste Chirurg werden und ihr Traumberuf war schon immer Kinderärztin.
Nach 10 Jahren Studium (Er 36, sie 31) heiraten beide und ziehen in einen netten Vorort von Hannover. Immer mit dabei ist Lulu, ihr gemeinsamer Mops.
2 Jahre später verdient Uwe schon fast 50 Prozent mehr als Anna. Warum? Weil er weiß, dass er gut ist und sich auch gut verkaufen kann. Anna dagegen ist erstmal 3 Monate arbeitslos nach Studium. Als sie ihren ersten Job hat, schätzt sie ihren Arbeitgeber so sehr, dass sie lieber bleibt, als woanders mehr zu verdienen. Sie hat ferner ein sehr gutes Angebot aus Hamburg bekommen, lehnt dies aber ab, weil sie lieber in die Familienplanung mit ihrem Mann gehen möchte.
Wieder zwei Jahre später ist sie schwanger mit dem ersten gemeinsamen Kind. Da Uwe seine Karriere boosted, steht fest, dass sie zu Hause bleibt. Dies wiederholt sich bei den nächsten zwei Kindern, sodass sie ganze 9 Jahre aus dem Job raus ist. Mit 42 geht sie wieder Teilzeit arbeiten. Uwe verdient bereits 6-stellig, sie kümmert sich hauptsächlich um Kinder, Haus und Garten. Alle beneiden diese perfekte Vorstadtfamilie und niemand ahnt, dass Uwe Anna 10 Jahre später für eine Andere verlassen wird.
Akademische Frauen erkennen ihr finanzielles Desaster erst, wenn es zu spät ist
Somit steht Anna mit Anfang 50 ohne nichts da. Durch ihr spätes Studium, ihre Elternzeit und die spätere Teilzeit hat, lebt sie in der finanziellen Vollkatastrophe. Sie kann das Haus, in dem sie ihre drei Kinder großgezogen hat, nicht alleine halten. Somit muss sie es ihrem Ex-Mann und seiner neuen Freundin überlassen. Der Unterhalt ist ok aber ihre Rente ist nicht mehr nachholbar.
Hätte sie sich schon im Studium um ihre Finanzen gekümmert, wäre dies nicht passiert.
Denn auch hoch akademische Frauen, die nicht schlecht verdienen, tappen in die immer gleichen Fallen á la Karriere Killer. Anna hat diesbezüglich sehr viele Fehler begangen, um in dieser Misere zu landen. So wie ihr, ergeht es hunderttausendenen akademischen Frauen in Deutschland. Sie verlassen sich auf alle anderen im Leben, ihren Partner, Eltern, Staat und Co.. Die Konsequenz ist, dass viele finanziell abhängig sind.
Und selbst wenn Uwe Anna nicht verlassen hätte, fragen wir uns doch eins. Würde Anna Uwe verlassen, wenn sie ihn nicht mehr liebt? Eine kurze Kalkulation hätte Anna den Genickbruch gebracht. Anna würde alleine finanziell nie überleben. Deswegen entscheiden sich so viele Akademiker Frauen, bei ihren Männern zu bleiben, obwohl eine Trennung die bessere Option wäre.
Diese Blog-Beitrag zeigt Ihnen, wie akademische Frauen immer wieder übers Ohr gehauen werden. Akademische Frauen werden benachteiligt und spüren Katastrophen wie Gender Pay Gap noch viel intensiver, als Nicht-Akademiker-Frauen.
Wir überlassen unseren Männern die finanziellen Entscheidungen. Sie zahlen für uns in die Altersvorsorge, sie treffen sich mit Finanzberatern, sie bringen das meiste Geld nach Hause. So lebt es sich in hunderttausenden von Haushalten. Die Konsequenz ist allerdings, dass akademische Frauen hochintelligent sind, diese Intelligenz jedoch ungenutzt lassen.
Wir geben die Kontrolle über eines der wichtigsten Themen in unserem Leben ab, weil wir im Stillen immer noch an die Cinderella Story glauben. Der Prinz kommt eines Tages mit seinem Pferd angaloppiert und rettet uns. Er übernimmt Verantwortung für uns und unsere Kinder.
Akademische Frauen treffen bessere Finanzentscheidungen als Männer
Studien haben jedoch bewiesen, dass Frauen die besseren Finanzentscheidungen treffen. Die ING Diba hat u. A. 2019 herausgefunden, dass weibliche Anleger mit 24,11 Prozent Rendite erfolgreicher waren, als Männer mit 23,5 Prozent.
Dies liegt daran, dass wir oft viel rationaler an Finanzentscheidungen herantreten und auch oft klüger am Aktienmarkt partizipieren. Somit sollte es eigentlich selbstverständlich sein, dass wir Frauen zumindest gemeinsam mit unseren Partnern Finanzziele nach dem Studium setzen und erreichen. Dies passiert jedoch häufig nicht.
Doch jetzt kommt der wirkliche Wahnsinn. Selbst wenn wir uns dazu entscheiden, unsere Finanzen nach dem Studium selbst in die Hand zu nehmen und zu Beratern zu gehen, stehen wir immer noch schlechter da, als unsere akademischen Männer. Wie das sein kann?
Akademische Frauen kriegen „schlechtere“ Finanzprodukte als Männer vorgeschlagen
Für diese Erkenntnis hat die Hongkong University of Science und Technology über zwei Jahre alle 65 lokale Finanzberatungen in Hongkong untersucht. Die Kunden wurden nach ihrer Risikotoleranz, ihrem Selbstvertrauen und ihrem Wunsch national oder international zu investieren befragt. Was in dieser Studie herauskam, war fast schon schockierend.
Akademischen Frauen (37 Prozent) wurden eher nicht diversifizierte Investments in nationale Unternehmen vorgeschlagen, während akademische Männer mit gleichen Eigenschaften diversifizierte Portfolios vorgeschlagen bekommen haben.
Ferner wurden akademische Frauen eher Immobilienfonds, Versicherungen und Einzelaktien angeboten. Diese gelten als risikoreicher. Die Vermutung dahinter? Frauen lassen sich eher zu solchen Investitionen überreden, als Männer. Dies führt anschließend zu höheren Provisions-einnahmen für die Finanzberatungen.
“Advisers think they can fool the women and get away with selling them advice with sub-par results”
führte Bhattacharya in seiner Studie aus. Daher wundert es nicht, dass nur 14 Prozent der akademischen Männer, so ein Investment vorgeschlagen wurde, im Gegensatz zu 37 Prozent der akademischen Frauen. Bhattacharya geht sogar so weit zu behaupten, dass hier eine statistische Diskriminierung vorliegt.
Was sollte die akademische Frau nach dem Studium mit Ihren Finanzen tun?
Dies bedeutet also: Machen wir gar nichts? Sind wir verloren. Verlassen wir uns auf unsere Partner, sind wir verloren, verlassen wir uns blind auf Finanzberatungen, sind wir auch verloren. Was müssten wir also tun, um finanziell erfolgreich zu sein? Wir haben immerhin schon die Gender Pay Gap, kommt auch noch die Gender Investment Gap hinzu.
Die einzige Möglichkeit, die uns bleibt ist sich zumindest einen Teil des Finanzwissens selbst anzueignen. Vergessen Sie die Uni als Berater. Es gibt keinen Uni Coach für Finanzen. Somit erkennen wir eher schlechte Finanzberatungen und können wechseln, wenn wir ein unsicheres Gefühl haben. Wer kümmert sich bei Ihnen um die Finanzen? Ist es immer noch der Partner, die Eltern oder der nette Finanzberater von nebenan? Lassen Sie uns gerne einen Kommentar da.
Quellen
https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3671377 (aufgerufen am 25.09.2021 um 17:40)
https://www.ing.de/binaries/content/assets/pdf/ueber-uns/presse/publikationen/ing_deutschland_privatanlegeranalyse_2019.pdf (aufgerufen am 25.09.2021 um 17:40)
1 Kommentar zu „Akademiker Frauen Teil 1/3“
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