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Berufseinstieg nach Studium – und gleich wieder weg?
Ich sehe sie vor mir, eine Kollegin die jeden Tag um Punkt 7 Uhr angefangen hat zu arbeiten. Sie kommt in das Büro, startet ihren Rechner und geht erstmal Kaffee holen. Claudia hatte große Pläne, als sie ihren Berufseinstieg nach dem Studium hatte. Heute arbeitet sie halbtags, da sie zwei Kinder (9 und 11) zu Hause betreut. Sie war eine angesehene Führungskraft, durch ihre Halbtagsarbeit kann sie dies aber nicht mehr tun.
Daher hat Chef ihr nur noch Sachbearbeiteraufgaben gegeben. Verantwortung trägt sie schon lange nicht mehr. An Projektbesprechungen nimmt sie nie teil, da diese immer nachmittags stattfinden. Ihr Mann ist selbstständiger Unternehmensberater und arbeitet unter der Woche 400 km entfernt. Sie sagt er verdient fast das 3-fache von ihr. Daher denken beide, dass es das Beste ist, wenn sie nur noch halbtags arbeitet. Claudia fährt 12:54 ihren Rechner runter. Sie muss nämlich nach Hause, um Essen zu kochen, bevor sie die Kinder von der Schule abholt.
Oft ist sie gestresst und sie beklagt sich vermehrt über die Doppelbelastung. Weiterhin fordert sie der Job nicht, was mich nicht wundert. Sie hat wohl vor Ihren Kindern sehr verantwortungsvolle Projekte betreut. Woanders bewerben möchte sie sich nicht, denn wer nimmt sie denn mit Kindern. Außerdem ist sie unbefristet beschäftigt und hat Angst vor der Probezeit im neuen Unternehmen. Wenn sie gerade die Augenbrauen hochziehen, kann ich Sie beruhigen. So wie Claudia entscheiden sich momentan Hunderttausende von Absolventen.
Die Karriere wird verweigert oder hinten angestellt. Manche entscheiden sich aktiv gegen eine Karriere. Vor allem Generation X stellt viele Sachen vor die Karriere. Manche haben Lust darauf, werden aber immer abgelehnt, wenn es um die nächsthöhere Stufe geht (z. B. als Führungskraft). Der Wettbewerbsdruck steigt auch hier. Doch wie kann das passieren
Es geht schneller als man denkt, dass einem die Karriere abhängt. Auch die Literatur beschäftigt sich intensiv mit diesem Thema. Laut Lüdemann und Lüdemann (2008) sind die Top-Karriere-Killer für frischgebackene Akademiker: Studium, Roter Faden, Zeugnisse, Weiterbildung, Schlüsselqualifikationen und Private Rahmenbedingungen. Die Karriere Killer, welche Ihnen am häufigsten über den Weg laufen, habe ich in diesem Artikel zusammengefasst. Ich orientiere mich an der Liste der Autoren und lassen meine Erfahrungen mit einfließen.
Berufseinstieg nach Studium – das sind die Top-Karrierekiller
Sie zeigen schlechte Leistungen im Studium

Ob in der Schule in der Uni oder im Arbeitsleben, anhand Zeugnisse werden Ihre Leistungen bewertet. Am Anfang des Kapitels habe ich Ihnen bereits mitgeteilt, dass der Wettbewerbsdruck in den meisten Studienfächern immer höher wird. Studieren ist in. Die Hypothese lautet schon seit Jahren: Wer in der Schule oder Universität schon gute Leistungen, anhand von guten Noten, zeigt, der wird dies auch im Arbeitsleben tun. Dem widerspricht die Wissenschaft schon Jahren. Zwischen guten Noten und Leistung im Beruf existiert kein positiver Zusammenhang. Die Personalabteilungen interessiert das jedoch wenig. Da wird jeder mit einem schlechteren Durchschnitt als 2,5 aussortiert.
Weiterhin hören wir schon von unseren Eltern nichts anderes mehr. Arbeitereltern möchten, dass wir es besser als sie haben. Daher setzen sie uns regelmäßig unter Druck gute Noten zu schreiben. Solche Eltern reden sich häufig ein, dass ihre Kinder den Traum leben können, den sie nie leben konnten.
Ob wir das wollen, ob wir überhaupt in der Lage sind sehr gute Leistungen zu vollbringen, wird außer Acht gelassen. Unternehmen, die viele Bewerbungen gegenüberstehen, haben ferner meist keine andere Wahl, als eine erste Selektion anhand der Noten vorzunehmen. Dies hat zwei Gründe. Es macht die Sache einfacher und schützt am besten vor Regressansprüchen. Wenn jemand nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird, weil er zu schlechte Noten hat, befindet sich das Unternehmen rechtlich meist auf der sicheren Seite. Somit erhalten Ihre Studiennoten immer noch eine viel zu hohe Relevanz.
Sie haben tatsächlich nur studiert

Ihr Lebenslauf vermisst den roten Faden

Berufseinstieg nach Studium? Sie lassen es entspannt angehen

Sie kümmern sich nicht um Ihre Entwicklung

Das Peter Prinzip schlägt bei Ihnen zu

„Fachkompetenz ist Einstiegsvoraussetzung, Schlüsselkompetenzen Karrierevoraussetzungen“
Sie priorisieren Karriere einfach nicht

Lüdemann und Lüdemann (2008) nennen es “private Rahmenbedingungen”, ich fasse diesen Punkt noch ein bisschen weiter. Fangen wir aber erstmal mit den privaten Rahmenbedingungen an. Schon das Studium wird an das Privatleben angepasst und nicht andersherum.
Auch ich habe nah an meiner Heimat Familie studiert und war im Anschluss mit der Qualität der Lehre überhaupt nicht zufrieden. Hätte ich mich von Anfang an hingesetzt und meine Ansprüche an ein Studium geprüft, wäre ich zwar geografisch woanders gelandet, vielleicht aber mit der Hochschulzeit schlussendlich zufriedener. Allgemein wissen auch viele Akademiker nach Abschluss nicht viel mit sich anzufangen.
Sie lassen sich von dem Unternehmen übernehmen, in dem sie als Werkstudent gearbeitet haben oder nehmen das erstbeste Angebot an ohne das Einstiegsgehalt nach Studium zu verhandeln. Sie lassen so viel Potenzial einfach auf der Straße liegen. Vor allem wir Akademiker Frauen schlüpfen noch viel zu oft in die Hausfrauenrollen nach Abschluss. Verdient unser Akademiker Partner doch mehr und kann somit mehr Geld nach Hause bringen. Dies ist der Karriere Killer Nr. 1. Fangen wir nach der Elternzeit in Teilzeit an zu arbeiten schaufeln wir unser Karrieregrab immer tiefer.
Denn heutzutage passen Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit oder Jobsharing immer noch nicht in die deutsche Arbeitswelt. Hier wird Präsenz immer noch als Leistungseinflussfaktor angenommen. Gefährlich für die Unternehmen und nicht mehr tragbar für alle die, die nach Generation Y kommen.
Nach dem Studium im Beruf – Seien Sie immer vorsichtig
Quellen:
https://www.burning-glass.com/research-project/underemployment/ (aufgerufen am 07.02.2021 um 17:46 Uhr)
Lüdemann, Carolin, and Heiko Lüdemann. Karrierestrategien für Studenten: die Grundsteine für ihren Berufseinstieg. Redline Wirtschaft, 2008. (Klick für das Buch)
http://www.wirtschaftslexikon24.com/d/peter-prinzip/peter-prinzip.htm (aufgerufen am 07.02.2021 um 17:46)