Werden wir auf die Welt gelassen, bombardieren uns die Nachrichten fast täglich mit solchen Begriffen: Zinsen, Zinseszins, Leitzins und und und. Wenn ich bei MediaMarkt einkaufen gehe, ist immer die Rede von einer 0 Prozent Finanzierung. Möchte ich einen Kredit aufnehmen, wird zwischen Nominal- und Realzins unterschieden. Scheint, dass nur Banker so richtig durchsteigen in diesem Sammelsurium.
Doch was sind eigentlich Zinsen und was steckt hinter den verschiedenen Begriffen, die „Zins“ im Namen tragen? Und was wird nun unter dem Zinseszinseffekt verstanden? Viele haben diesen Begriff schon einmal gehört, jedoch nicht wirklich eine Vorstellung, welche Auswirkungen hinter diesem Begriff stecken. Weder in der Schule, noch in der Uni werden solche Themen behandelt.
Daher hat dieser Blog-Beitrag das Ziel, die wichtigsten Fakten der Zinsen zusammenzufassen, sodass du sicherer bist, wenn du bei deinen Eltern bist. Denn dann läuft wahrscheinlich die Tagesschau. Nach Lesen dieses Artikels wird es dir endlich möglich sein, mitzusprechen.
Inhalt
ToggleWozu braucht der Mensch Zinsen?
Möchtest du dir eine neue Wohnungseinrichtung für 3.000 € zulegen, hast jedoch nicht das komplette Geld, kannst du dies von einer Bank leihen, beispielsweise der Musterbank. Die Musterbank trägt natürlich das Risiko, dass sie das Geld nie wieder sieht.
Dieses Risiko lässt sie sich von dir bezahlen: mit Zinsen. Du zahlst auf den kompletten Betrag beispielsweise 3 Prozent Zinsen. Zinsen sind der Preis für das Leihen oder Verleihen von Geld. Die Höhe der Zinsen hängt dabei vom vereinbarten Zinssatz ab. Der Zinssatz wird üblicherweise mit dem Prozentzeichen dargestellt, wobei „Prozent“ „von hundert“ bedeutet. Er gibt an, in welcher Höhe vom angelegten oder geliehenen Betrag Zinsen berechnet werden.
Aber die Musterbank muss sich das Geld auch irgendwo besorgen, um dir dies auf einmal auszuzahlen. Dies leiht sie sich entweder von anderen Banken oder von anderen Privatleuten. Habe ich ein Sparbuch bei der Musterbank, liegt mein Geld sozusagen in einem großen Topf mit allen anderen Sparbüchern.
Dort entnimmt die Musterbank dann 3.000 €, um es dir zu leihen. Du zahlst also 3 Prozent Zinsen, damit du dir das Geld leihst. Ich erhalte aber beispielsweise „nur“ 1 Prozent, in dem ich es der Musterbank leihe.
Voilà, jetzt weißt du, wie Banken ihr Geld verdienen.
Die Höhe des dabei angewandten Zinssatzes richtet sich nach dem allgemeinen Zinsniveau sowie der Höhe der Einlage. Außerdem gilt in der Regel: Je länger du als Sparer auf dein Geld verzichtest, desto höher ist üblicherweise der Zinssatz für Guthaben. Meine normalen Sparkonten könnte ich ja jederzeit plündern, somit hat die Bank keine Planungssicherheit.
Hierfür hat sich die Musterbank auch was einfallen lassen: Festgeldkonten. Verzichte ich beispielsweise 5 Jahre auf mein Geld, erhalte als Dank einen höheren Sparzins, als wenn ich das Geld nur auf einem Sparkonto parke. Weiß die Bank, dass ich 5 Jahre nicht an das Geld komme, kann sie es öfter verleihen und mehr daran verdienen. Clever, oder?
Doch was ist mit den ganzen 0 Prozent Finanzierungen bei Saturn und Media Markt Alexia? Zu gut, um wahr zu sein?
Das kommt drauf an ;). Bei einer 0-Prozent-Finanzierung arbeitet Saturn, wie bei anderen Finanzierungsmöglichkeiten auch, mit einer Bank zusammen. Die Bank zahlt das Geld direkt an Saturn, du zahlst es über die Monatsraten an die Bank zurück. Doch im Gegensatz zu anderen Krediten zahlst du kein zusätzliches Geld über Zinsen. Dies lohnt allerdings nur, wenn du einen guten Preis für deinen Kauf bekommst. Bedeutet, wenn Saturn dafür den Preis erhöht, hast du nichts davon.
Warum interessiert sich jeder für den Leitzins?
Gehen wir zurück zu deinem Wunsch, deine Wohnung einzurichten. Die Musterbank kann sich das Geld bei anderen Banken leihen. Es existiert auch eine zentrale Bank in Deutschland, die der Musterbank Geld zu einem bestimmten Zins leihen kann. Jedes Land hat im Übrigen eine eigene Zentralbank. Die Deutsche Bundesbank ist die Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland. Da sich jede Bank zum gleichen Prozentsatz Geld beschaffen kann, nennen wir diesen Zins auch Leitzins.
Günstige Leitzinsen führen zu mehr Kreditvergaben. Es wird dann mehr Geld ausgegeben und konsumiert. Dies erhöht die Preise und dementsprechend steigt die Inflation. Umgekehrt sorgen höhere Leitzinsen für eine höhere Sparneigung. Wenn mehr gespart wird, wird weniger Geld ausgegeben. Das bremst das Wirtschaftswachstum. Andererseits sinkt dann auch die Inflation.
Der Leitzins ist ein zentrales Instrument der Zentralbank, mit der die Wirtschaft im Gleichgewicht bleiben und stabile Preise für Unternehmen und Verbraucher garantieren soll. Läuft die Konjunktur gut, hebt die Notenbank üblicherweise den Leitzins an. Schwächelt die Wirtschaft, senkt die Notenbank meist den Leitzins. Niedrige Zinsen regen also an, Geld zu leihen und hohe Zinsen regen an, sich Geld zu leihen.
Daher kann im Übrigen auch gut beobachtet werden, wie niedrige Zinsen und günstige Kredite den Immobilienkauf anregen. Daher interessieren sich in solchen Zeiten auch wenig Menschen für Bausparverträge. Bausparverträge versprechen niedrige Bau- und Kaufzinsen, die man in der Niedrigzinsphase auch ohne Bausparvertrag erhalten würde.
Heißt also auch, dass die Wahl von Finanzprodukten maßgeblich von der wirtschaftlichen Situation und der Höhe der Leitzinsen abhängig ist. Hierfür ist jedoch Finanzwissen benötigt.
Der Finanzfahrplan ist der perfekte Start, um Selbstsicherheit für Ihre Finanzen zu gewinnen.
Erfahren Sie, wie hoch Ihr Nettovermögen und Ihre Sparquote ist und wie Sie mit Studien- und Konsumschulden umgehen, sodass Sie einen Überblick über Ihre aktuelle finanzielle Situation erhalten.
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Manche Religionen verbieten den Zins
Wusstest du, dass bereits die ältesten Bücher der Welt über den Zins sprachen? In der Bibel und im Koran kannst du darüber lesen. In der Bibel etwa wird die Zinszahlung als Grundpflicht vorausgesetzt. Wenn eine Person „Land“ nutzen wollte, bezahlte diese hierfür einen Zins. Jakob lobt in der Bibel, Gott von allem „gewiss den zehnten Teil zu geben.“ Zinszahlungen also an Gott, für sein Land. Nun ja, machen wir mal weiter.
Die Israeliten gaben Gott einen Zehnten ihrer Ernte und des Viehs, als Dank für dessen Schutz und Gaben. Der „Zehnte“, also eine Abgabe von zehn Prozent pro Jahr, zog sich dann durch die europäische Gesetzgebung, als Miete, Pacht, Steuer. Zum Schluss wurde hieraus der heute bekannte Zins.
Die Römer waren die ersten, die im Zwölftafelgesetz einen Maximalzins festlegten. Das Wort Zinsen stammt auch vom römischen „census“ und bedeutet so viel wie Schätzung. Cicero hielt einen Höchstzins von 12 % für „etwas wucherisch“. Daher kommt auch der Ausdruck „Wucher“.
Die Berechtigung, für verliehenes Geld Zinsen zu verlangen, war lange umstritten. Aristoteles etwa forderte in der Antike ein Zinsverbot. Nach seiner Auffassung war Geld zum Tauschen erfunden worden und nicht, um es durch Zinsen zu vermehren. Im kompletten Christentum war es sogar lange untersagt, Zinsen zu nehmen.
Lucius setzte 342 v. Chr. ein komplettes Zinsverbot durch. Das Zinsverbot wurde erst im Jahre 1822 endgültig abgeschafft. In vielen islamischen Ländern gilt heute noch ein Zinsverbot, dort werden Bankgeschäfte über Gebühren abgerechnet.
Der Josephspfennig – der Zinseszinseffekt als 8. Weltwunder
Die Macht des Zinseszinses wird durch die Geschichte des Joesephpfennings am besten veranschaulicht.
Die Geschichte geht davon aus, dass Joseph, der Vater von Jesus, bei der Geburt seines Sohnes (vor 2023 Jahren) einen Pfennig auf der örtlichen Musterbank in Bethlehem angelegt hat und, dass das angewachsene Kapital bis heute nicht berührt wurde. Nehmen wir einmal an diese Bank existiert noch und der Ur-ur-ur-ur-ur…… Enkel von Joseph möchte heute einen Blick auf das Konto werfen.
Er wäre erstaunt, denn er hätte insgesamt 23 Billionen Silberkugeln zur Verfügung. Jede Silberkugel besitzt die gleiche Größe wie unsere schöne Erde. In Euro könnte man den Beitrag gar nicht nennen, denn wir müssten über 30 Nullen zählen. Wie der eine Pfennig in nur 2000 Jahren so wertvoll werden konnte?: durch Zinseszins. Klar hat niemand von uns 2000 Jahre zum Sparen, aber wir legen ja auch nicht nur einen Pfennig an.
Am Anfang des Blog-Beitrages habe ich das Beispiel erwähnt, dass du 3 Prozent Kreditzinsen zahlst, um Geld zu zahlen und ich 1 Prozent Guthabenzinsen erhalte. Der Guthabenzins wird täglich berechnet und grundsätzlich am Ende des Jahres dem Konto gutgeschrieben. Eine Zinseszins-Rechnung geht davon aus, dass die jährlichen Zinserträge zusammen mit dem Startkapital zum selben Zinssatz angelegt werden. Auf diese Weise wächst das Vermögen über die Zeit an.
Das Konzept hinter dem Zinseszinseffekt ist es, mit Geld weiteres Geld zu verdienen. Daher kommt auch der Ausdruck, dass es Menschen gibt, die: „das Geld für sich arbeiten lassen“ gemeint. Daher hat Albert Einstein dieses Phänomen auch als das 8. Weltwunder bezeichnet.
Diejenigen, die ihn verstehen, verdienen das Geld ‒ und die anderen zahlen das Geld dafür. Der Zinseszins ist auch der Grund, wieso so viele Menschen finanziell unabhängig werden und beispielsweise nicht mehr arbeiten brauchen.
Das echte Leben sah Jahren anders aus. Durch die von den Zentralbanken beschlossene Nullzins-Politik erhielten Sparer lange auf ihren Konten faktisch keine Guthabenzinsen mehr. Bei einem Zinssatz von 0,1 Prozent, dauert es beispielsweise rund 700 Jahre, bis sich ein angelegter Betrag verdoppelt hat. Beträgt der Zins dagegen 4 Prozent, verdoppelt sich der angelegte Betrag schon nach 18 Jahren. Dies bedeutet, dass der Zinseszins stärker wirkt, je höher der Zinssatz ist. Klassische Sparbücher haben daher in Zeiten von niedrigen Zinsen lange ausgedient.
Zeit ist der wichtigste Einflussfaktor
Wirklich zu investieren angefangen, habe ich mit Ende 20. Nehmen wir an, ich hätte schon mit Anfang 20 angefangen zu investieren. Wie hätte sich dies auf den Zinseszinseffekt ausgewirkt?
Hätte ich mit Anfang 20 angefangen 500 € in den Aktienmarkt mit einer durchschnittlichen Rendite von 7 Prozent zu investieren und mir das komplette Geld mit 67 ausgezahlt, hätte ich durch den Zinseszinseffekt knapp 2 Millionen € angespart.
Dadurch, dass ich erst mit Anfang 30 angefangen habe, werde ich bei gleichen Rahmenbedingungen nur eine Million € erreichen (berechnet bei zinsen-berechnen.de). Ich habe also bereits eine Million € durch den fehlenden Zinseszins verschenkt! Je jünger du also startest, desto weniger musst du gegen Ende strampeln. Menschen, die sich mit finanzieller Unabhängigkeit beschäftigen, stolpern also früher oder später immer über den Zinseszinseffekt.
Ein weiteres Beispiel: Sollte ich mit 67 in Rente gehen, erhalte ich also trotzdem eine Million. Möchte ich beispielsweise schon mit 63 in Rente gehen, anstatt mit 67, habe ich 5 Jahre weniger Zeit. Die Konsequenz sind fast 500.000 € weniger auf dem Konto. Das liegt, daran, dass der Zinseszins stärker wirkt, je länger du ihn laufen lässt. Hab also immer den Zinseszins im Hinterkopf, solltest du noch immer darüber nachdenken, wann du mit deiner Altersvorsorge startest.
In welchem Alter hast du angefangen zu investieren? Hinterlasse uns gerne einen Kommentar.
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