Akademiker verspielen bei der ersten Gehaltsverhandlung Millionen
Da haben wir bis zu 10 Jahre geschuftet, wie ein Hartz IV Student gelebt. Wir haben uns ferner den Arsch aufgerissen und sogar heimlich Toilettenpapier von der Hochschule mitgehen lassen. Nur um bei Berufseinstieg die Früchte unserer Arbeit zu ernten. Mitunter ist für viele Absolventen das Einstiegsgehalt nach Studium etwas, was sie mit Stolz erfüllt. Dabei ist es vielen sogar egal, wie hoch es ausfällt.
Viele Absolventen lassen sich weiterhin bei der Firma übernehmen, bei der sie als Werkstudent gearbeitet haben. Somit kann Arbeitslosigkeit (vor allem auf den akademischen Lebenslauf) vermieden werden. Bisher sind die Kollegen, Prozesse und Aufgaben ja bekannt. Viele Absolventen sind sogar schwer beruhigt, wenn das erste Angebot kommt und nehmen dies ohne groß nachzudenken an.
Was viele Akademiker jedoch nicht verstehen ist, dass sie sich hier eine große Chance verspielen, welche sich auf ihr restliches, finanzielles Leben auswirkt. Wenn du deine Eltern fragst, wie es bei denen mit Gehaltssteigerungen aussah, sind die Antworten meist trocken. Das Gehalt war ok und wurde gut und sicher für mindestens sechs Prozent angelegt. Somit schafften es die älteren Generationen ihr Einkommen mit Wertzuwachs anzulegen.
Dies geht bei uns leider nicht mehr. Wir müssen das Geld anders wachsen lassen. Einerseits durch kluge Anlagen, andererseits haben wir ja immer noch die Stellschraube Gehalt. Und hier spielt unser Einstiegsgehalt eine elementare Rolle.
Wieso? Über 60 Prozent der Akademiker in Deutschland sind Angestellte. Die meisten bleiben es auch bis zur Rente. Somit spiegelt dein Gehalt einen Großteil deines Einkommens wider. Ziel ist natürlich immer eine Maximierung des Gehalts als Akademiker. Doch wenn du im Berufseinstieg mit einem zu niedrigen Einstiegsgehalt einsteigst, brauchst du meist Jahre, um dies zu kompensieren.
Warum dein erstes Gehalt das Wichtigste deiner gesamten Karriere ist
Nehmen wir an du erhältst das erste Angebot für 30.000 € brutto, nah bei der Familie und ohne viel Fahrweg. Du denkst, du bist im Himmel und nimmst dieses Angebot direkt an. Hättest du aber noch vier bis fünf weitere Angebote abgewartet, hättest du möglicherweise ein Angebot über 40.000 € erhalten.
Übrigens funktionieren spätere Gehaltserhöhungen im weiteren Karrierelauf immer mit Prozenten. Verhandelst du später fünf Prozent mehr, kann das schon mehrere tausend Euro Unterschied im Jahr ausmachen, je nachdem wie niedrig dein Gehalt zu Beginn ausfällt. Gehaltssteigerungen sind ohnehin Gang und Gebe in Deutschland. Arbeitnehmer mit insgesamt fünf Jahren Berufserfahrung verdienen laut dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) im Mittel 13 Prozent mehr als Berufseinsteiger. Berufstätige mit zehn Jahren Berufserfahrung verdienen sogar bis zu 22 Prozent mehr.
Hättest du in deinem ersten Job 40.000 €, anstatt 30.000 € brutto pro Jahr verhandelt, hättest du somit nach zehn Jahren das Doppelte an Gehaltssteigerung erhalten. Der Zinseszinseffekt ist da noch nicht mal mit einberechnet. Das bedeutet unter Anderem, dass du das Doppelte an Gehalt hättest anlegen können. Dies würde mit höheren Renten, mehr Investitionen und einem höheren Lebensstandard einhergehen.
Um so wichtiger ist es für dich, gleich im ersten Job auf die Vollen zu gehen und dein Gehalt passend an deine Qualifikationen zu verhandeln. Im Folgenden zeige ich dir die fünf häufigsten Fehler, die hierbei auftreten könnten.
Einstiegsgehalt nach Studium – die 5 häufigsten Fehler
Du kennst deinen Wert als Akademiker nicht
Ob du dich unter Wert verkauft hast, bemerkst du meist erst nach Einstellung. Du gehst mit deinen neuen Arbeitskollegen einen trinken. Beim vierten Bier erfährst du, dass du 20 Prozent weniger als dein Kollege verdienst. Und das, obwohl dein Kollege ähnliche Qualifikationen hat und selbst noch nicht lange in der Firma ist. Dies muss sehr frustrierend sein.
Sollte das passieren hast du nicht deine Hausaufgaben gemacht. Gehen wir zurück zum Feierabendbierchen mit den Kollegen. Du bist frustriert, weil du fast 20 Prozent weniger verdienst und teilweise bist du auch sauer auf den Kollegen. Was wir uns jedoch nie eingestehen in so einer Situation: Das Unternehmen ist bereit, jemand mit gleicher Qualifikation und Berufserfahrung 20 Prozent mehr Gehalt zu zahlen. Dies bedeutet, dass deine Arbeitsleistung 20 Prozent mehr wert ist. Erinnerst du dich noch an das Anfangsbeispiel zurück? Immerhin können 20 Prozent mehr im Jahr zukünftig fast das Doppelte an Gehaltssteigerung bedeuten. Am Ende des Tages kanntest du einfach deinen Wert nicht. Kenn deinen Wert. Brande deine Bewerbung nach Studium, um deinen Wert sichtbar zu machen. Daher zeige ich dir nun, wo und wie du deinen Wert ermitteln kannst.
Möglichkeiten
- BWL Gehalt und Co – Leute fragen, die in ähnlichen Berufen, Branchen arbeiten
- Kammern, Berufsverbände, Gewerkschaften prüfen
- https://www.lohnspiegel.de/html/ (Hans Böckler Stiftung)
- Entgeltatlas Agentur für Arbeit
- Tarifverträge sind öffentlich sichtbar
- Online Vergleichsportale wie Kununu, glaasdoor
- Bei Foren wie wiwi-treff.de oder absolventa.de werden ständig Traineegehälter u. Ä. über den Zaun geworfen
Du nimmst das erste Angebot an
Dein potentieller neuer Arbeitgeber steigt nie mit seinem Maximalangebot ein. Er wäre dumm, sein Pulver von Anfang an zu verschießen. Daher steigt er immer niedriger ein. So kannst du ihn noch hoch handeln. Wer dies nicht tut, ist selbst Schuld.
Schreib dir zuerst dein gewünschtes Mindestgehalt (Brutto) auf. Solltest du ein schlussendliches Angebot unter diesem Wert bekommen, kannst du den berüchtigten „Trump walk out“ durchführen und das Angebot ablehnen. Trump selbst hat diese Taktik oft angewandt und demonstrativ den Tisch verlassen, wenn eine Verhandlung nicht sein gewünschtes Ergebnis hatte. Hab keine Angst davor „Nein“ zu sagen. Dies bedeutet nicht, dass du ein Leben lang arbeitslos nach Studium
Dann ermittelst du dein persönliches Wunschgehalt, welches über dem Mindestgehalt liegt. Damit wir unser Pulver nicht direkt zu Beginn verschießen, schlage immer etwas auf dein Wunschgehalt drauf. Der sogenannte „Nibble“ kann bis zu 20 Prozent betragen und mit Hilfe diesem, kannst du dich getrost runterhandeln lassen. Glaub mir, ich wurde bis jetzt Immer runter gehandelt. Gestört hat es mich aber bis jetzt noch nie 🙂
Bewirb dich zu aller erst bei Unternehmen, bei denen es dir egal ist, ob du genommen wirst oder nicht. So kannst du messen, ob du deinen Wert richtig eingeschätzt hast. Außerdem machen uns mehrere Angebote attraktiver. Hast du bereits Zusagen von anderen Firmen, kannst du diese Trumpfkarte gerne spielen.
Wenn du dein Wunschfixgehalt nennst, nenn es immer in Relation. Dies bedeutet, dass du den Mehrwert nennst, den das Unternehmen durch diese Vergütung hat. Wenn du das geforderte Gehalt in Relation setzt, weiß dein Gegenüber immer zwei Sachen. Du hast dich gut vorbereitet und du bist dir deines Wertes bewusst. Doch Vorsicht! Verlangst du nach so einer Ansage zu viel oder zu wenig, denkt dein Gesprächspartner, du haben tatsächlich wenig Ahnung von der Branche.
Bsp. Wording mit Berufserfahrung:
„Da ich bereits durch diverse Praktika praktische Erfahrung in der Erstellung von xy sammeln konnte und ich dies mit meinem Masterabschluss in Taxation kombinieren kann, halte ich eine Gesamtvergütung von 40.000 € brutto im Jahr bei 12 Jahresgehältern für angemessen.“
Bsp. Wording ohne jegliche Erfahrung:
„Da ich noch keine direkten Vergleichsmöglichkeiten besitze, habe ich recherchiert was der Durchschnitt in meiner Position und in der Branche verdient und wie Ihre Mitbewerber mit Ihrer Unternehmensgröße vergüten. Aufgrund meiner hervorragenden Leistungen im Bereich xy habe ich nochmal 20 Prozent ergänzt (Nibble) und komme rechnerisch auf eine Gesamtvergütung von 40.000 € brutto im Jahr bei 12 Jahresgehältern.“
„WOW! Dies hört sich so souverän und selbstbewusst an. Hierbei ist es auch irrelevant, ob du mit oder ohne Berufserfahrung startest.
Dein erstes Gehalt ist das Wichtigste deiner gesamten Karriere. Überlasse nichts dem Zufall und nutze den Spickzettel, um souverän auf das Totschlagargument „Ohne Berufserfahrung zahlen wir nicht so viel“ zu reagieren.
Du entkräftest die Einwände des Verhandlungspartners nicht
Nun ist die Katze aus dem Sack. Du hast deinen hart auswendig gelernten Satz vorgesagt, immer schön Augenkontakt gehalten und souverän zu verstehen gegeben, dass du weißt, wovon du redest. Hast du einen harten und geübten Verhandlungspartner vor sich sitzen, wird dieser immer einen Einwand bringen.
Nimm das nicht persönlich. Er erreicht damit gleich mehrere Sachen. Erstens sieht er, wie du auf mögliche Kritik reagierst. Zweitens ist dies Vorgehen meist erfolgreich. Somit kann die Firma noch einmal runter handeln. Im Folgenden stelle ich dir die drei häufigsten Einwände vor. Im weiteren Verlauf bekommst du wieder Beispielwordings zum Entkräften mit an die Hand. Jeden Einwand hatte ich persönlich vor mir, von den besten der Unternehmen 😉
Einwand von Online Vergleichsportal
„Da können Sie sich in ein paar Jahren hinentwickeln aber da sehen wir Sie noch nicht“
Hier ist es wichtig noch einmal die größten Leistungen zu erwähnen und danach:
„Bei welchem Jahresbruttogehalt sehen Sie mich denn?“
Dies treibt den Preis noch mal nach oben und Sie spielen den Ball gekonnt zurück.
Einwand von Finanzdienstleister mit wenigen Buchstaben
„Sie fordern viel für keinerlei Berufserfahrung“
Hier ist es wichtig noch einmal die größten Leistungen zu erwähnen und danach:
„Im Praktikum xy habe ich gezeigt, dass ich neue Aufgaben schnell übernehmen und mit hoher Qualität abschließen konnte, dies zeigt auch mein Praktikumszeugnis.“
oder
„Ich besitze keiner Berufserfahrung im sozialversicherungspflichtigen Bereich, jedoch habe ich Aufgabe xy und Aufgabe Z bereits im Praktikum xy ausgeführt und konnte da die nötige Erfahrung sammeln“
Einwand von Mittelständler (Killer)
„Mehr gibt das Budget nicht her“
Antwort
„Dieses Angebot entspricht nicht meiner Qualifikation und Leistungen der letzten Jahre. Was könnten wir da unternehmen, damit beide Seite zufrieden sind?“
Einstiegsgehalt nach Studium verhandeln – ein letzter Tipp 💡
Wenn der physische Abstand zwischen dir und deinem Verhandlungspartner am größten ist, ist dieser offener für deine Gehaltsforderungen. Henderson von der Universität Texas (Austin) hat in mehreren Studien herausgefunden, dass die Entfernung deinen Verhandlungswunsch begünstigt. Dies bedeutet, dass du nach Vorlage des Arbeitsvertrages am besten noch einmal schriftlich nachverhandeln kannst.
Weiterhin werden alle Konditionen erst zu 100 Prozent deutlich, wenn der Vertrag da ist. Ich hoffe, dir hat der Beitrag gefallen. Am besten verschriftlichst du jetzt gleich deine Gehaltsziele nach Studium. Benenne dabei immer dein Mindestgehalt, dein Wunschgehalt und den Nibble. In einem weiteren Beitrag zeige ich, was alles dein Akademiker Gehalt maximieren kann.
Du bietest als Absolvent keine/falsche Argumente bei der Gehaltsverhandlung
Wenn du dein Wunschfixgehalt nennst, nenn es immer in Relation. Dies bedeutet, dass du den Mehrwert nennst, den das Unternehmen durch diese Vergütung hat. Wenn du das geforderte Gehalt in Relation setzt, weiß dein Gegenüber immer zwei Sachen. Du hast dich gut vorbereitet und du bist dir deines Wertes bewusst. Doch Vorsicht! Verlangst du nach so einer Ansage zu viel oder zu wenig, denkt dein Gesprächspartner, du haben tatsächlich wenig Ahnung von der Branche.
Bsp. Wording mit Berufserfahrung:
„Da ich bereits durch diverse Praktika praktische Erfahrung in der Erstellung von xy sammeln konnte und ich dies mit meinem Masterabschluss in Taxation kombinieren kann, halte ich eine Gesamtvergütung von 40.000 € brutto im Jahr bei 12 Jahresgehältern für angemessen.“
Bsp. Wording ohne jegliche Erfahrung:
„Da ich noch keine direkten Vergleichsmöglichkeiten besitze, habe ich recherchiert was der Durchschnitt in meiner Position und in der Branche verdient und wie Ihre Mitbewerber mit Ihrer Unternehmensgröße vergüten. Aufgrund meiner hervorragenden Leistungen im Bereich xy habe ich nochmal 20 Prozent ergänzt (Nibble) und komme rechnerisch auf eine Gesamtvergütung von 40.000 € brutto im Jahr bei 12 Jahresgehältern.“
„WOW! Dies hört sich so souverän und selbstbewusst an. Hierbei ist es auch irrelevant, ob du mit oder ohne Berufserfahrung startest.