Meine gefühlten April-Scherze im Studium

Aprilscherz Studium
April, April! Dieser Tag geht mir gewaltig auf den Keks! Dir auch? Denn die meisten April-Scherze in meiner Umgebung sind weder kreativ noch witzig. Ich lache an anderen Tagen, aber nicht am 1. April- Trotzdem komme ich mir an diesem Tag immer ein bisschen veralbert vor. Und ich mache das, was ich immer mache, wenn ein Tag im Kalender erscheint, auf den ich keine Lust habe: Ich ignoriere ihn gekonnt!
 
Ignorieren ist im Übrigen eine innovative Technik, für das Meistern von schwierigen Lebenslagen. Ich wünschte, ich hätte diese Kompetenz schon im Studium beherrscht. Denn dort ist mir so manches passiert, was sich wie ein April-Scherz anfühlte. Diese April-Scherze konnte ich teilweise aber nicht so gut ignorieren. In diesem Blog-Beitrag habe ich daher meine Top 5 der gefühlten Aprilscherze im Studium zusammengetragen.
 

Mein erster Tag in der Uni – die große Ernüchterung

 
Nervös tabselte ich den ersten Tag meiner Uni-Zeit in den Hörsaal Audimax der Leibniz Universität in Hannover. Die Vorlesung sollte um 8:00 Uhr losgehen und ich wollte eine gute Studentin sein: Ich stand um 07:50 vor dem Raum und öffnete demütig die Tür zum Hörsaal.
 
Was ich erblickte, werde ich bis heute nicht vergessen. Der Raum hatte Platz für über 400 Studenten und war bis zum Anschlag gefüllt. Studenten saßen auf den Treppen, auf dem Boden oder standen an Ecken und Wänden.
 
Ich hatte den Schock meines Lebens. Noch schlaftrunken kehrte ich direkt um und ging nach Hause. Kein Wissen der Welt ist es wert, dass ich dafür 90 Min stehe. Die Organisation der Vorlesungen war eine Katastrophe.
 
War dies das Leben, von dem alle Studenten so schwärmten? Und selbst wenn ich das nächste Mal eine Stunde früher antanze, will ich in so überfüllten Räumen was lernen?
 
Wohl gemerkt, ich habe zu einer Zeit angefangen zu studieren (2012), in der Deutschland noch weit weg von Team Sessions und Digitalisierung war.  Aber mein erster Tag im Studium kam mir wie der größte Aprilscherz überhaupt vor.
 

Mein ganz persönlicher Bürokratie-Horror als Ausländer

 
Da ich Anspruch auf Bafög hatte, wollte ich auch von diesem Recht gebrauch nehmen. Sobald meine Studienzulassung da war, ging ich stolz zum Bafög Amt, um die Kohle zu beantragen. Die Mitarbeiterin war nett, wirkte aber gestresst und hektisch. Da ich damals noch einen griechischen Ausweis hatte, schickte mich die Mitarbeiterin direkt zum Amt für Auswärtige Angelegenheiten (oder wie ich und der Rest in Deutschland nennt: Ausländeramt).
 
Denn da ich keinen deutschen Ausweis hatte, benötigte ich eine Aufenthaltsbestimmung. Konnte ich schwer nachvollziehen, da ich in Deutschland geboren und aufgewachsen war, aber na ja nicht mein Pool, also auch nicht meine Party.
 
Somit dackelte ich den nächsten Tag zum Amt, um den „Wisch“ zu holen, der bestätigte, dass ich mich rechtmäßig in Deutschland aufhalte. Und auch hier: der Mitarbeiter war nett, aber wirkte auch gestresst und hektisch.
 
Er teilte mir weiterhin mit, dass ich nur eine Bestätigung erhalte, wenn ich nachweisen könnte, dass ich Einkommen in Deutschland erwerbe. Als ich mitteilte, dass ich studieren möchte, wollte er meinen BAföG-Bescheid sehen.
 
Moment Mal! Brauchte ich doch die Bestätigung vom Ausländeramt, um den Bafög-Bescheid zu bekommen! Irgendwas stimmte hier ganz und gar nicht! Ein paar Telefonate später bekam ich dann endlich auch den Wisch und konnte mein BAföG beantragen und auch erhalten – nun, nicht ganz!
 

Der Kampf mit dem BAföG-Amt

 
Einen Monat nach Beantragung kam ein Schreiben, dass etwas in meinem Antrag fehlte. Am nächsten Tag reichte ich die fehlenden Unterlagen ein und wartete. 6 Wochen später wieder das gleiche Spiel. Nach dem zweiten Einreichen hörte ich lange Zeit nichts mehr.
 
Schon 2 Monate im Studium wurde ich langsam nervös. Meine Geldreserven näherten sich dem Ende, ich besprach das Thema mit einem Kommilitonen. Der lachte mich fast aus beim Erzählen:
 
„Alexia, bei denen musst du Druck machen. Sonst passiert da nichts.“
 
Offiziell dauert der Erhalt des Bescheides 8 Wochen. Als letzte Möglichkeit bliebe, vor Gericht zu ziehen.
 
„Drei Monate nach Antragsstellung ist eine Untätigkeitsklage vor dem Verwaltungsgericht statthaft“, sagt Christian Birnbaum, ein Anwalt für Hochschulrecht.
 
Für ein solches Verfahren kann man auch Prozesskostenhilfe beantragen. Meist genügt aber schon, dem BAföG-Amt eine Klage anzudrohen.
 
„Behördliche Sachbearbeiter bedienen die unbequemsten Antragssteller zuerst“, sagt Birnbaum. 
 
Ich verzichtete darauf. Viel Druck, Blut, Schweiß und Tränen hielt ich nach 6 Monaten meinen ersten BAföG-Bescheid in den Händen. Wenn dies kein April-Scherz war, dann müssen wir April-Scherz neu definieren.
 
PS: Ich möchte ja nicht immer nur meckern: Der Bescheid über die Forderung der BAföG-Rückzahlung kam pünktlich 5 Jahre nach Abschluss.
 
Aber es geht noch härter. Wenn du dich noch an meinen ersten Uni-Tag erinnerst, war der Saal gut gefüllt. Laut der Fachschaft haben sich über 844 Abiturienten für mein Studienfach Wirtschaftswissenschaften eingetragen. Der doppelte Abiturjahrgang in diesem Jahr war schuld (ich hoffe, das verkürzte Abitur wurde wieder abgeschafft).

Dein erstes Gehalt ist das Wichtigste deiner gesamten Karriere. Überlasse nichts dem Zufall und nutze den Spickzettel, um souverän auf das Totschlagargument „Ohne Berufserfahrung zahlen wir nicht so viel“ zu reagieren.

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Warum die Uni keine erfolgreichen Studenten will

 
Als ich fast 5 Jahre später die letzten Meter meines Studiums ging, war meine Energie fast komplett aufgebraucht. Denn eine Sache hat mich während der 5 Jahre immer sehr traurig gemacht. Jedes Semester musste ich mich von immer mehr geliebten Kommilitonen verabschieden.
 
Studium abbrechen, wurde immer mehr zur Devise. Manche hatten einfach keine Lust mehr. Viele hielten dem Druck nicht stand, scheiterten an Drittversuchen, Amtsärzten und und und. So war ich erschrocken, dass von 844 Startern nur 188 den Master schafften.
 
Der größte Aprilscherz war jedoch den Insider, den ich von der Fachschaft bekam. Angeblich werden bewusst alle zum Studium zugelassen, obwohl es nicht ausreichend Kapazitäten für alle gibt. Stell dir mal vor, 844 Menschen wollen EINE Sprechstunde besuchen. Das würde vorne und hinten nicht aufgehen.
 
Aber die finanzielle Unterstützung für die Einrichtungen richtet sich nach der Studentenanzahl an einem ganz bestimmten Stichtag (1. Oktober). Und die Finanzspritze bleibt immer gleich hoch, egal wie viele Studenten sich nach dem Stichtag exmatrikulieren.
 
Daher kommt auch der Begriff „Sieb-Fächer“, denn alleine Mathematik 1, welches bei uns im 1. Semester geschrieben wird, wurde immer der „Exmatrikulator“ genannt.
 
Ob dem so wirklich war, war mir zu mühselig zum Recherchieren. Jedoch würde es sehr viel Sinn ergeben und einen eigenen Aprilscherz darstellen können. Denn vor allem die ersten Semester kamen mir vor wie eine Massenabfertigung. Gehirngerechtes Lernen sieht anders aus!
 

5 Monate ohne Geld

 
Das Studium verging, wie im Flug und schon bald sah ich mich vor meinem Endgegner: meiner Masterarbeit. Meine Uni war in Deutschland eine besondere Schneeflocke und so kam es, dass ich für den Bachelor 4 Jahre und dem Master nur ein Jahr brauchte.
 
Während ich in der ersten Jahreshälfte des Masters meine Klausuren schrieb, hatte ich die zweite Jahreshälfte ausgiebig Zeit für meine Masterarbeit. Ich meldete diese zum 1.4.2017 an und hatte bis 30.09.2017 Zeit diese abzugeben. Bis zu diesem Datum war ich auch als Studentin eingeschrieben.
 
Dann kam der Stichtag. Ich gab meine Masterarbeit ab, und verabschiedete mich danach erstmal in den Urlaub. Während ich auf die Korrektur meines Meisterwerkes wartete, stellte ich schnell noch einen neuen Bafög-Antrag. Nun war ich ja Profi in solchen Angelegenheiten.
 
Der letzte große Aprilscherz kam prompt, ich hatte eine Ablehnung bekommen. Bafög gibt es nur für maximal 5 Jahre, die hatte ich am 30.09.2017 bereits voll. Ich bekam den netten Hinweis, Arbeitslosengeld II (Hartz IV) zu beantragen. Denn ich sei ja jetzt arbeitslos nach Studium. Dies passierte auch geschwind, denn mal wieder glitt mir das Geld praktisch durch die Finger.
 
Aber auch das Job-Center enttäuschte mich. Denn solange ich eingeschriebener Student war, stand ich dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung und somit hatte ich auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld II. Auf Arbeitslosengeld I hatte ich leider auch keinen Anspruch, da ich im letzten Jahr vor Studienabschluss nicht in die Versicherung für die Arbeitslosigkeit bezahlt habe.
 
Ganze zwei Monate dauerte die Korrektur und somit konnte ich erst zum 1.12. meine Anmeldung zur offiziellen Arbeitslosigkeit anmelden (YEAH!). Meine Hartz IV-Zahlung kam zum Februar 2018. 5 Monate ohne großes Einkommen waren sehr ermüdend. Das Vorstrecken der Fahrtkosten für Bewerbungsgespräche gingen an mein letztes Geld.
 
Warum ich diesen April-Scherz bis zum Ende dieses Blog-Beitrages aufgehoben habe? Diesen April-Scherz hatte ich mir selbst eingebrockt. Denn ich hätte ich mich zum 30.09. einfach exmatrikulieren können, obwohl meine Masterarbeit zur Korrektur lag.
 
Somit wäre ich ab dem 1.10. verfügbar für den Arbeitsmarkt gewesen und hätte auch Arbeitslosengeld II bekommen. Nennt man Lehrgeld, oder?
 
Mein Abschlussdatum auf meinem Master Zeugnis war trotzdem der 30.09. Denn je schneller ich meinen „Abschluss“ mache, desto besser sieht meine Uni, die besondere Schneeflocke, aus. Aber dies nur am Rande.
 

Was waren deine Aprilscherze in der Uni?

 
Beim Schreiben dieses Blog-Beitrages durfte ich schon öfter schmunzeln. Denn auch wenn ich mich oft über die Uni und Ämter geärgert habe, war die Studienzeit unvergesslich für mich und ich möchte diese Zeit nicht mehr missen. Mein erster Job nach Studium kam prompt und ich ging in die große weite Welt, um endlich die Lorbeeren zu ernten. Ich glaube, diese Erfahrung packe ich in meinen nächsten April-Scherz-Blog-Beitrag, denn auch hier fragte ich mich oft, wie unfair und böse die Welt sein kann. Hier findest du meine gefühlten Aprilscherze im Berufseinstieg. 
 
Trotzdem hatte ich im Studium meinen Teil zu diesen Scherzen beigetragen. Was war für dich in deiner Studienzeit ein großer Aprilscherz? Welche skurrilen Erfahrungen hast du mit den Hochschulen und Ämtern gehabt? Hinterlasse einen Kommentar, damit wir unter diesem Blog-Beitrag die skurrilsten Geschichten zusammentragen.

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